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Ein PS noch zu den Aufnahmen aus dem Spotlight: eins der zwei erstmals in der Mosaic-Box veröffentlichten Stücke ist „The Night Has a Thousand Eyes“ – zwei Jahre vor der Version von Coltrane eingespielt, die allerdings sogar erst 1964 erschien. Dazwischen spielte Sonny Rollins das Stück für „What’s New“ ein, das auch 1962, im Aufnahmejahr, herauskam. Seine Version war also die dritte, aber die erste, die auf Platte zu hören war. Wäre jetzt spannend, wie Coltrane (und Rollins) drauf kamen – ob sie Jamal live mit dem Sütck gehört haben?
Gestern liefen die zwei Alben oben, bei denen das Trio von Ahmad Jamal mit Streichern um den alten Freund Joe Kennedy erweitert wird. Auf „Jamal at the Penthouse“ gibt es eine für meine Ohren kongeniale Erweiterung des Trio-Konzepts durch ein kleines Streichorchester, im Quintett stösst dann neben Kennedy an der Violine auch Ray Crawford noch einmal dazu. Da gibt es vielleicht ein paar nette Hübschigkeiten zu viel, aber für sich genommen ist praktisch jedes der meist kurzen Stücke ein kleines Juwel.
Um den Dreh herum entsteht dann auch das zweite Studio-Album für Argo, das erste mit dem Line-Up Crosby/Fournier, „Happy Moods“. Sechs der zehn Stücke darauf sind in C-Dur – so schreibt Kenny Washington in seinen Liner Notes zur Mosaic-Box. Hier glänzt das Trio wieder für sich selbst (in der Chronologie fällt das Album zwischen „Penthouse“ und das Quintett).
Es gab zwischen dem Argo-Auftakt, „Count ‚em 88“ vom Herbst 1956 noch mit Walter Perkins am Schlagzeug (er war die zweite Wahl, weil Fournier grad nicht zu kriegen war, definiert auf dem Album aber bereits ganz klar die Rolle des Schlagzeugs im Trio Jamals) und „Happy Moods“ noch eine Studio-Session, und danach noch eine weitere. Von der ersten aus dem Juni 1958 kamen nur drei Stücke auf Singles heraus, die Mosaic-Box erweitert sie auf neun Stücke (zusammen eine halbe Stunde oder so, für ein Album jedenfalls auch bei Argo nicht ganz genug). Von der Session Session im Juni 1961, kurz vor dem Alhambra-Mitschnitt also, sind in der Mosaic-Box erstmals drei Stücke zu hören.
Die Weiterentwicklung des Konzepts des Trios kann dann auch gut den nächsten ausführlichen Sessions entnommen werden, den ersten aus dem eigenen Club, dem Alhambra. 1960, nach 14 Jahren „on the road“, hatte Jamal genug. Der andauernde Erfolg von „But Not for Me“ erlaubte ihm den Kauf eines sechsgeschossigen Hauses, in dem ein paar Firmen eingemietet waren. Das Erdgeschoss wurde ausgehöhlt und darin entstand das Alhambra. Neonlichter, Stuck, Spiegel, Mosaiken, Wasserfontänen: ein Miniaturpalast, der tatsächlich der Alhambra nachempfunden war, der Eingang sei eine Minaturkopie des „Court of Gold“ im spanischen Vorbild, der Haupt-Essraum eine des „Cout of Lions“. Neun Jahre Planung seien der Eröffnung vorausgegangen, steht in einem im Mosaic-Booklet teilweise abgedruckten Artikel zur Eröffnung, in dem Jamal auch zitiert wird, das dort entstandene Album sei das bisher beste. Was nun das musikalische Konzept angeht, so hat das Trio den Umgang mit der Dynamik ausgebaut und so weit in den Griff gekriegt, dass Fournier, der früher sehr oft mit Besen spielte, nun häufig mit Sticks zu hören ist. Und klar: auch bei den Sessions (Ende Juni 1961) wurde so viel Material aufgenommen, dass noch eine zweite LP nachgereicht werden konnte, „All of You“.
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