Ein bisschen OT und keine Ahnung, ob das hier jemanden interessiert. Ich fand´s aber so amüsant, dass ich es nie vergessen habe.
Den Marantz-Player habe ich so um 2000 herum privat gebraucht gekauft. An der Haustür begrüßte die mitgeschleppte Partnerin und mich ein biederer, aber ausgesucht freundlicher, und daher durchaus sympathischer Mittzwanziger. Kurzer Weg durch den Flur, schnell ins Wohnzimmer gewunken und „hallo“ zu den beiden Herrschaften gesagt, die offenkundig seine Eltern waren, bevor er uns die schmalste Treppe hinauf führte, die ich je gesehen habe, in einen 10, vielleicht 12qm großen Raum. Also Bodenfläche, von der begehbaren nahm die holzgetäfelte Dachschräge noch etwas weg. Dafür wären noch wieder 1,5qm dazu gekommen, hätte man die furnierte Schrankwand-Scheußlichkeit, kann auch ein Klappbett gewesen sein, an der einen Stirnseite entfernt. Überhaupt, die Möbel, alles mit dem Charme der Niedrigpreishölle von Roller oder sogar Poco. Den interessanten Kontrast dazu setzte dann aber das Musikwiedergabe-Equipment. Es war ein ziemlich schwüler Sommerabend und selbstverständlich war es in dem Loch höllenheiß. Und trotzdem hatte man das Gefühl noch in zwei Metern Entfernung die Hitze des ausgesprochen chicen und edlen Röhrenverstärkers zu spüren. Das I-Tüpfelchen waren dann die Speaker. Der Hörplatz war ein gräßliches 80er-Jugendzimmer-Zweisitzer-Sofa, davor stand der wahrscheinlich kleinste erhältliche Couchtisch und unmittelbar davor wiederum die fast mannshohen Boxen. Hörabstand etwa ein Meter, und das auch nur, wenn man den Kopf etwas zurück legte. Vermutlich aber im zentimetergenau abgemessenen Stereodreieck. Zusammengefasst also ein reichlich erwachsener Mann, der noch in seinem Schmalhans-Kinderzimmer im Interieur des Grauens lebte – aber umgeben von erlesenstem Hifi-Chichi. Es war herrlich. So nahe bin ich skurrilstem Nerdtum vermutlich nie mehr gekommen. Natürlich habe ich den Sondervogel sofort ins Herz geschlossen und hätte ihn am liebsten spaßeshalber in den Schwitzkasten genommen, um ihm mit der Faust freundschaftlich die Haare zu raufen.
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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)