Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert › Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert
bullschuetzIch verstehe den Impuls, den Blick global zu weiten. Aber „Pop“ ist doch ein ziemlich klar in einer bestimmten Zeit und einem bestimmten kulturellen Setting entstandener Begriff. Das scheint mir kulturhistorisch doch recht eindeutig. Man macht sich, glaube ich, nicht des Anglozentrismus schuldig, wenn man darauf hinweist.
Also Pop ist in den aktuellen Zeiten sicher nicht mehr englischsprachig/angelsächsisch definierbar (falls es das wirklich je war für Menschen außerhalb dieses Kulturraums). Heute gehen Popsongs um die ganze Welt und haben längst nicht nur in London oder New York ihre Startpunkte. Wenn du diesen Begriff so eng fasst, was bleibt dann für andere Musikkulturen übrig? Klassik oder Folklore? Wäre man dann nicht auch wieder beim üblichen, herablassenden Umgang mit ihnen? Klassik dürfen sie sein, das klingt so rein und andächtig. Folklore auch, das klingt so harmlos. Beiden Begriffen ist gemein, dass sie undynamisch sind, für historische Aufführung stehen, sich nicht mehr entwickeln. Aber als Nicht-Angloamerikaner/-europäer fordernd sein, die Dynamik eines Popsongs aus den eigenen musikalischen Wurzeln heraus nutzen, um Millionen junger Menschen im Jetzt abzuholen und ein großes Stück vom globalen kapitalistischen Kuchen abbekommen? Nee, lieber nicht, das ist kein Pop. Was dann? Du meinst es nicht so, ich überspitze, aber wenn ich deine Sichtweise von „Pop“ weiter denke, dann komme zumindest ich immer an den Punkt einer kulturellen Ausgrenzung.