Startseite › Foren › Kulturgut › Print-Pop, Musikbücher und andere Literatur sowie Zeitschriften › Die Drucksachen › Musikbücher › Greil Marcus – Mystery Train › Antwort auf: Greil Marcus – Mystery Train
plattensammlerDieser Thread beruhigt mich. Ich fand die wilden Assoziationen von Marcus auch immer ein wenig arg willkürlich und konnte mit seinem Mythenbudenzauber nicht viel anfangen. Und dachte immer, ich stehe damit ganz alleine da oder kapiere da was nicht. Weil der ja auch so ein Kritikerliebling bzw Pflichtlektüre ist.
Wilde Azzoziationen und Mythenzauber – das trifft schon zu. Ich glaube Greil Marcus hat in den Mitt-60ern zu viel Bob Dylan gehört. Manchmal glaube ich auch, ganze Absätze von ihm gar nicht zu verstehen. Darf man vielleicht nicht zu ernst und zu genau nehmen. Das ist mehr Literatur als Journalismus oder Wissenschaft. Aber vermutlich war er einer der ersten, der R’n’R / Pop überhaupt als Kultur ernst genommen und darüber geschrieben hat. Und da ist Mystery Train oft sehr erhellend.
bullschuetz
friedrichVerschwurbelte, vogelwilde Assoziationen und ausgefranste Denkmodelle – das kann ich bei Mystery Train bestätigen. Manchmal ist das sehr poetisch und treffend, manchmal aber auch wirr. Nüchternen Journalismus und sachliche Wissenschaft kann man von Greil Marcus wohl nicht erwarten.
Nein, das kann man sicher nicht. Das ist das Schlimme, aber auch das Anregende an Marcus‘ Büchern.
Bin jetzt ca. auf Seite 100 und ziehe das auch durch!
Unbedingt! Und immer auch die Fußnoten und Anhänge lesen, da steht bei Marcus oft das Interessanteste drin. Was auch bezeichnend für seine wilden Denk- und Strukturierungsprozesse ist.
Hatte außerdem noch im Antiquariat Lipstick Traces erworben. Mal sehen, was da auf mich zukommt.
Dagegen ist Mystery Train ein Klacks.
Genau!
Die „Anmerkungen“ reichen von Seite 227 bis Seite 398. Mehr als ein Drittel des gesamten Buches.
Die Gedankenkette Dada-Situationisischte Internationale-Punk finde ich auf jeden Fall schon mal faszinierend.
soulpope„Elvis‘ early music has drama because as he sang he was escaping limits“ ….
Ich glaube, Elvis sang so wie er sang und bewegte sich so wie er sich bewegte, weil er Hummeln im Hintern hatte und damit zur richtigen Zeit am richtigen Ort war und einen Nerv traf.
Und einfach mal ein schönes Zitat aus Mystery Train:
„R’n’R ist eine Kombination aus guten Ideen (…) und entsetzlichem Schrott, fürchterlichen Geschmacksverirrungen und Fehlurteilen, Naivität und Manipulation sowie Momenten unvorstellbarer Klarheit und Originalität, Vergnügen, Spaß, Vulgarität, Exzeß, Neuheit und äußerster Enervierung (…). (Seite 128)
Da will ich doch mehr davon!
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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.” (From the movie Sinners by Ryan Coogler)