Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

#12025669  | PERMALINK

yaiza

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Kammermusik von Martinu… zog ich am WE schonmal wg. u.a. der Sonatine für Klarinette und Klavier hervor. Die Veröffentlichung (Salamandre, 2014) ist sehr schön gestaltet. Klappt man das Digipack (2 CDs) auf, fällt der Blick auf ein vierteiliges Werk von Alfons Mucha, das er für eine Boutique in Paris um 1900 fertigte. Details daraus wurden für das Front Cover und die Innenseiten verwendet. Die Liner Notes steuerte Aleš Březina (seit 1994 Direktor des Martinu-Inst., Prag) bei.

CD1 beginnt mit den Trois mélodrames lyriques , H 82-84 (1913). Sie erlauben eine klitzekleinen Blick auf den noch jungen Komponisten. Für die Vertonung von drei Gedichten (Le soir/Albert Samain, La libellule/Henri d’Orange und Danseuses de Java/Arthur Symons) wählte er als Begleitung zur Rezitation Violine, Viola, Klavier und Harfe. Für diese CD wurden die „Trois mélodrames lyriques“ zum ersten Mal eingespielt. Die (sanftere) Stimme von Vincent Figuri passt sehr gut zur Musik. Bei den „Danseuses de Java“ erscheint die Kombi aus Gedicht und Musik teilw. holprig, gar nicht so einfach mit dem angedeuteten Rhythmus von Trommeln… Vincent Figuri wird im Booklet mit einer Schilderung der langen Erarbeitung zitiert (er konsultierte neben den orig. Texten auch die tschechische Version/unbekannter Übersetzer).

Das Trio H 300 (1944) war der eigentliche Grund, warum ich vor einiger Zeit auf diese CD stieß. Hier ist es in einer Bearbeitung für Flöte, Bratsche und Klavier zu hören (sonst fl/vc/p). Martinu autorisierte diese Bearbeitung durch Louis Moyse (frz. Flötist und Komponist), der es u.a. mit seiner Frau Blanche Moyse Honegger (Geigerin, spielte auch Bratsche) aufführen wollte.
Das Trio wird umrahmt von den beiden Sonatinen von 1956 (erst für Klarinette H 356, später Trompete H 357).

Auf CD2 ist „La Revue de cuisine“ (1927) in frz. und tschechischer Version zu hören. Richtig gezündet hat es bei mir mit einer dt. Version, auf die Aleš Březina in den Liner Notes hinwies (hörte ich mir im Netz an). Nach der Erst-VÖ des Ballets ohne Text (2001, Ltg. Christopher Hogwood), wurde es vom clair-obscur Saxophonquartett mit Boris Aljinović als Sprecher 2007 zum ersten Mal mit Text veröffentlicht. Schon beeindruckend, wie witzig und zweideutig er auch in der Übersetzung erhalten blieb. Zur Entstehung des Ballets selbst schreibt Březina viel interessantes. Für die Tänzerin und Choreographin Jarmila Kröschlová (1893-1983) sollte auf jeden Fall in dieser Verbindung von Tanz & damaligem Pop der Spaß im Vordergrund stehen und es zu keinem Zeitpunkt ernst werden. Die Kammermusikversion ohne Text ist inzwischen öfters mal zu hören. Auf yt sind einige Videos zu finden; da werde ich auf jeden Fall mal hereinschauen.

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