Antwort auf: Die besten Vocal-Jazz-Alben und Vocal-Jazz-Tracks

#12016147  | PERMALINK

friedrich

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Cassandra Wilson – Blue Light Til Dawn (1993)

Eine ziemlich mutige Sache, finde ich. Teils sehr sparsame, aber auch sehr unterschiedliche Besetzung, mal nur Begleitung mit akustischer Gitarre, viel Perkussion, keine Bläser (außer Don Byrons Klarinette), ein Stück ist sogar a-capella. Eigentlich gar nicht jazzig, mit Swing oder so. Sehr weit gestreute Auswahl an Songs, vom Standard (You Don’t Know What Love Is) über archaischen Blues (Robert Johnsons Hellhound On My Trail), Van Morrison (Tupelo Honey) und Joni Mitchell (Black Crow) bis zu einigen Eigenkompositionen und ganz am Ende I Can’t Stand The Rain. Spröde, reduziert, aber gerade dadurch sehr intensiv. Fordert schon ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit.

Ist dadurch gleichzeitig ziemlich vielfältig und etwas uneinheitlich, ist manchmal Blues, manchmal afro-kubanisches Ritual oder auch mal fast Popsong, zusammengehalten durch Cassandra Wilsons Stimme und die skelettierten Arrangements. War meines Wissens aber auch ein kommerzieller Hit.

Bei diesem Stück fand ich immer den groove toll:

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)