Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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#12004459  | PERMALINK

Anonym
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irrlichtGanz grundsätzlich: Gibt es aber nicht auch einen Grundsatz, der vorsieht, dass Werke so erscheinen, wie sie auch vom Künstler intendiert waren? Ich finde diese Frage bei sehr starken Eingriffen (und das wären Bespiele wie komplette textliche Änderungen, Berufsänderungen von Figuren usw.) doch sehr relevant.

Wie ich anderer Stellen schon ironisch schrieb, haben alle Verlage angestellte Zensoren, die die Werke von Autoren bearbeiten, die sie aber zur Tarnung Lektoren nennen. Nun mag es sicher den ein oder anderen Autoren geben, wo das weniger gemacht wird als bei anderen, geschenkt.

Das scheint mir eine sehr romantische Vorstellung von „Kunstwerken“ zu sein. Verlage, Plattenfirmen, Filmverleiher u.v.a.m. ändern seit je her die „Kunstwerke“, wenn sie denken, das tut dem Verkauf gut. So geht es in deutschen Versionen vom Hitchcockfilm nicht mehr um Nazis, sondern um Drogenhändler, Prince’s Dreifachalbum wird zu einem Doppelalbum verkürzt, „zu viel“ Dialog wird aus Filmen rausgeschnitten, dafür kommen ein paar mehr Sexszenen rein (war noch von einem anderen Film übrig) usw. usw. Das ist alles business as usual. Hat – das nur nebenbei – zu der lustigen Entwicklung geführt, dass man einem Film dann ein paar Jahre später als Directors-Cut nochmal verkaufen kann. Da kommen dann der Director und seine Fans zu ihrem „wahren Kunstwerk“ und der Verleih kann nochmal Kasse machen. Und ich hoffe, es fällt jetzt niemand in Ohnmacht, wenn er erfährt, dass in einem Theaterstück nur äußerst selten der Text so aufgesagt wird, wie er ihn aus seinem Reclamheftchen kennt. Briefwechsel zwischen Autoren und Verlegern füllen ihrerseits meterweise Regale, wo es darum geht, was und wie der Autor schreiben solle… Kunstwerke werden vor, während oder nach der Produktion verändert, aus den unterschiedlichsten Gründen, die man gut oder schlecht finden kann.

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