Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism … › Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
bullschuetzWobei ich den Eindruck habe, dass es hier um weit mehr als die Vermeidung von Diskriminierung geht: um ein ideologisches Projekt, das vorgeben will, welche Rollenbilder erwünscht sind (Wissenschaftlerinnen) und welche nicht (Kassiererinnen), welche Bücher in den Kanon gehören (Jane Austen) und welche ausgemeindet werden sollen (Kipling). Hier geht es, kurzum, nicht darum, auf andere Rücksicht zu nehmen, sondern darum, eine Weltsicht durchzusetzen. Und das auf dem Rücken von Kunstwerken bzw kulturellen Leistungen.
Wobei ich den Eindruck habe, dass die angebliche Rettung vor Zensur lediglich vorgeschoben ist. Es geht um ein ideologisches Projekt, das vorgibt, welche Rollenbilder erwünscht sind und welche nicht und das die alleinige Definitionsmacht darüber die hegemoniale Dominanzkultur hat. Hier geht es, kurzum, nicht darum, die Zensur zu verhindern, sondern darum, eine Weltsicht durchdusetzen. In dem Fall die althergebrachte.
Natürlich geht es bei kultureller Aneignung, Wokeism, Cancel Culture, gesunder Menschenverstand, Boykotte, Kanonerstellung usw. usf. – oder welche neuer Begriff da regelmäßig wieder eingeführt wird – darum, dass diskriminierte Gruppen versuchen, die Definitionsmacht der Dominanzkultur zu brechen („Diskriminierung!“) und die Dominanzkultur dass nicht hinnimmt, sondern zurückschlägt („Zensur!“). Das sind Strategien in politischen Auseinandersetzungen, da ist die eine Seite nicht weniger „ideologisch“ als die andere, die Ideologie-keule funzt also gar nicht.
Und jeder kann sich aussuchen, ob er lieber auf der Seite der Diskriminierten oder der Diskriminierenden stehen möchte und entsprechend in das jeweilige Horn blasen.
--