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irrlicht Zu Dahl. […] Ich finde, es ist vollkommen korrekt, stark rassistische oder antisemetische Stereotype bspw. in Bücher und insbesondere Kinderbüchern zu kontextualisieren und in wenigen Einzelfällen auch sprachlich anzupassen. Was hier versucht wird, ist hingegen eine komplette Vermeidung von Diskriminierung. „Fat“ wird „enormous“ […], „Kassiererinnnen“ werden zu „Wissenschaftlerinnen“ usw. Das sind in dem Kontext sehr sozialkonstruktivistische Ansätze: Sprache schafft Realität, also ändern wir die Sprache, dann ändert sich die Realität. In dieser gedanklichen Verkürzung ist das natürlich blanker Unsinn und öffnet Tür und Tor für praktische jede Form der Zensur.
Dem schließe ich mich an. Die Änderungen bei Dahl gehen über die Umdeklarierung von Pippis Vater zum „Südseekönig“ (die ich okay finde) eben weit hinaus. Dass das Konzept der „sensitivity reader“ so schnell so gründlich aus dem Ruder laufen und zu solchen ideologischen Um- und Überschreibungen von Literatur führen würde, hätte ich mir nicht vorstellen können. Dass da zum Beispiel der bloße Name Kiplings getilgt wird, weil er manchen als Propagandist des britischen Kolonialismus gilt, ist gruselig und erinnert mich von Ferne an die wegretouschierten Köpfe in Ungnade gefallener Genossen aus Gruppenfotos mit Lenin und Stalin.
zuletzt geändert von bullschuetz--