Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Die besten Vocal-Jazz-Alben und Vocal-Jazz-Tracks › Antwort auf: Die besten Vocal-Jazz-Alben und Vocal-Jazz-Tracks
Dieser Twofer von Billie Poole lief neulich auch schon … ihre ersten zwei Alben sind hier zu hören, beide für Riverside aufgenommen. Die junge Sängerin aus Kalifornien hätte erst in Europa für Aufsehen sorgen müssen, bevor man sie in den USA zu schätzen lernte – „a style derivative of Bessie Smith and the heritage of the urban, vocalized blues form“ steht da ferner. Das passt wohl. Die Ärmel sind jedenfalls hochgerollt, „belting“ und „shouting“ ist, was Poole macht – sehr direkt und ziemlich stark. Auf „Sermonette“ ist sie mit einer grosse Band zu hören, die von Jimmy Jones geleitet wird – nur Clark Terry ist namentlich bekannt, und das liegt auch daran, dass er einige sehr schöne Momente im Rampenlicht hat (ähnlich toll, wie er auch auf „Sin“ von Oscar Brown Jr. spielt). Auf „Confessin‘ the Blues“ wird Poole dann von Junior Mance, Kenny Burrell, Bob Cranshaw und Mickey Roker begleitet. Neben Bessie Smith („Young Woman’s Blues“) und einigen Standards („Lazy Afternoon“, „This Can’t Be Love“, „Time After Time“ usw.) sind auch ein paar jüngere Nummern dabei, neben dem Titelstück von Nat Adderley (Lyrics: Jon Hendricks) auch „Drown in My Own Tears“ (Henry Glover) aus dem Jahr 1951. Auf dem zweiten Album gibt es ebenfalls vornehmlich Standards, aber auch hier reicht die Palette von Bessie Smith („Jailhouse Blues“) bis zu Ray Charles („Ain’t That Love?“), nimmt neben weiteren Standards auch Billie Holiday („God Bless the Child“), Big Bill Broonzy („Keep Your Hand on Your Heart“) und Jay McShann (das Titelstück) mit. Hier spielt Burrell dann oft eine bluesige Gitarre und Cranshaw/Roker sorgen für rollende 12/8-Grooves oder den richtigen trägen Swing. Als Bonus gibt es noch eine Riverside-Novelty-Single, „I Heard the News“ b/w „Jet“, zu der ich nirgendwo Angaben finde.
Fürs Debut gab’s ein ganz schönes Cover. An weiterem von ihr finde ich sonst bei Bruyninckx eine Single aus Kalifornien für das Label Merrie von ca. 1957/58, „His Promise“ b/w „Then He Came“, sowie ihren einzigen Beitrag zu einer I Giganti del Jazz-Platte (vielleicht ganz interessant: u.a. auch zwei Lafitte-Tracks mit Arvanitas an der Orgel und zwei von Stuff Smith, die ich allerdings schon anderswo habe). Bei Discogs findet sich zudem eine EP von Francy Boland auf Prince Records, auf deren B-Seite Poole wohl zu hören ist (vier Songs von Norbert Schulze?) – da müssten wir mal @redbeansandrice drauf ansetzen ). Zusätzlich zur bei Fresh Sound erhaltenen Riverside-Singles führt Discogs noch drei weitere, die allerdings alles Auskopplungen der zwei LPs sind. Das Cover der zweiten Riverside-LP (wie die erste 1962 aufgenommen, aber erst 1963 erschienen) finde ich dann weniger gelungen – schönes Foto zwar, aber im Kontext eher eine Fleischbeschau, mit der sich vielleicht etwas mehr Exemplare verkaufen liessen. Für den bodenständigen jazzigen Blues von Poole aber eher deplaziert.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba