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Vier Thesen:
(1) Diejenigen, die (auch hier im Forum) so tun, als seien kunstfeindliche Einschränkungsbestrebungen aufgrund aus dem Ruder gelaufener Korrektheitsvorstellungen gar kein reales Problem, sondern ein von rechtsaussen künstlich aufgebauschtes Pseudophänomen, stellen sich dümmer, als sie sind.
(2) Dass die extremsten Cultural-Appropriation-Positionen, die bereits beim Rastalockentragen einen Skandal sehen, mittlerweile ihre Höchstkonjunktur schon wieder überschritten haben, ist der Tatsache zu verdanken, dass zum Glück längst auch aus dem linken Lager immer wieder deutliche „Das geht zu weit“-Grenzsetzungen kommen.
(3) Ich rate davon ab, das Sprach- und Moral-Empfinden jener Leute, die bei Themen wie wokeness und cultural appropriation nicht alle Feinheiten der universitären Diskurse kennen, als irrelevant abzutun. Die meisten Leute haben einen ganz guten intuitiven Kompass, und wenn sie anfangen, sich über manche laut woke-bubble zu beachtenden Empfindlichkeiten zu wundern, ist das ein brauchbarer Indikator dafür, dass manche Korrektheitsforderungen eben wirklich übergaigelt sind.
(4) Ich bin für Roald Dahl im Original. Der Witz an ihm war doch schon immer, dass er mit manchen Ideen, Plots und Sprüchen auf der Kante zum Übergriffigen oder Verstörenden tanzte. Textbearbeitungen, die das befrieden, glätten, einhegen, abschmirgeln, sind natürlich abzulehnen.Dass sich „sensitivity reader“ über seine Texte hermachen, ist nichts, was ich verharmlost sehen möchte. Hier läuft etwas gehörig schief.
zuletzt geändert von bullschuetz--