Antwort auf: Pink Floyd – The Dark Side Of The Moon

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gruenschnabel

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gruenschnabel
Allerdings hatte ja jemand darauf hingewiesen, dass es bezeichnend sei, dass Waters vor allem Floyd-Songs auf die Bühne bringt. Das scheint mir ein Indiz zu sein, dass sich sein selbst anfantasiertes Genie in seiner Solo-Karriere doch arg zurückgehalten hat.

Im Mittelpunkt der Tourneen steht schon immer das aktuelle Album. Aber der Hauptunterschied ist eben, dass er seine eigenen Pink Floyd-Songs spielt. Darüber kann sich ja im Ernst niemand wundern. Und er spielt Pink Floyd-Songs, die man nur bei ihm bekommt. Z.b das komplette Animals-Album.
Und, das halte ich für besonders wesentlich, bei ihm atmen die Songs. Da darf auch mal experimentiert werden. Bei Gilmour wird eins zu eins reproduziert, wie aus der Konserve. Da gibt es ernsthaft fünf verschiedene Live Alben mit den immer gleichen Versionen von immer denselben Songs. Deshalb mein Vergleich mit der Coverband. Da kann man dann auch zu den Australian Pink Floyd gehen. Die spielen dann immerhin ein deutlich breiteres Set.

Und da du nach Ca Ira fragst: Willst du das als Beleg seiner Genialität ins Spiel bringen?

Nein, mit dem Begriff der Genialität kann ich sowieso nichts anfangen. Höchstens in Bezug auf die Umsetzung seiner Bühnenshows.
Ca Ira zeigt viel mehr, dass Waters ohne kommerzielle Hintergedanken sein Ding macht. Der macht was er gerade machen will. Dickköpfig und konsequent. Das Management hat da keinerlei Einfluss. Gilmour hingegen war nach dem Ausstieg von Waters eine Marionette des Management. Da ging es nur noch um Kohle, deshalb war er ja auch darauf angewiesen die Songs von Waters zu spielen. Eigentlich hätte sein Stolz ihm das verbieten müssen.

Zum Input der anderen PF-Mitglieder: Es ist immer die Frage, von welcher Phase man spricht. Aber es wäre aus meiner Sicht falsch anzunehmen, Waters wäre in der Lage gewesen, Pink Floyd im Alleingang zu etwas Genialem zu führen.

Hypothetisch, denn dann hätte er ja andere Musiker gehabt, und sich sicher auch nicht die schlechtesten ausgesucht. Entscheidend sind die Songs, ohne die gibt es keine Band.
Und die Phase nach Waters war eine tote Band. Gilmour hat mit Wright genau das gleiche gemacht, wie Waters vorher. Er hat ihn zum Statisten degradiert. Da waren doch auch nur noch Mietmusiker auf der Bühne. Und der Versuch neue Musik aufzunehmen, war ein Desaster.

Das Gegenteil scheint mir der Fall. Er war immer auf Andere angewiesen, weil seine künstlerische Potenz insbesondere auf rein musikalischer Ebene doch sehr, sehr begrenzt ist. „The Wall“ ohne Gilmour wäre z.B. ungleich ärmer ausgefallen.

Wir können darüber diskutieren, ob der Anteil von Waters an dem Album 90% oder 85% betrug, ich tendiere mehr zu 95%. Denn auch hier gilt, irgendwer muss ja erstmal die Songs schreiben. Und irgendwer muss dickköpfig genug sein, so ein sperriges Konzept in einer Band überhaupt durchzusetzen. Die anderen wollten „The Wall“, ja gar nicht, hatten nur eben nichts eigenes anzubieten. Deshalb gingen ja auch etliche Studiomusiker ein und aus, weil die Möglichkeiten der drei anderen begrenzt waren. Die waren satt, und verwöhnt davon, dass der Roger sich um alles kümmerte. Kein Ehrgeiz, kein Wille zur Weiterentwicklung.
Und künstlerische Potenz?, für mich ist „Amused To Death“ die beste Platte der 90er. Deshalb habe ich mit seinem Solowerk kein Problem. Bei den beiden Alben davor hätte ich in wesentlichen Fragen andere Entscheidungen getroffen, das ist aber auch nur meine individuelle Meinung.
Das Waters seine Songs nicht besser geschützt hat, war sein großer Fehler. Dann hätte er den Bandnamen auch mitnehmen können. Und dass er sich darüber nach 40 Jahren immer noch so massiv ärgert, das hält ihn offenbar jung. Denn Pink Floyd gibt es inzwischen gar nicht mehr.

Ich kann manches nachvollziehen, z.B. dass Waters gern auch mal seinen eigenen Stiefel durchzieht.
Wie du den Begriff ‚Coverband‘ verwendest, finde ich weiterhin äußerst merkwürdig. Coverband ist nicht, dass Songs 1:1 nachgespielt, sondern dass sie gecovert werden – und da ist die Bandbreite groß. Auch Waters hat seine Floyd-Coverband am Start.
Und zur Frage, wer bei Floyd welchen Anteil hat: Aus meiner Sicht bist du äußerst einseitig in deiner Betrachtung und vernachässigst z.B. die Tatsache, dass nicht nur das Songwriting, sondern auch die Performance und der Sound eine Band ausmachen. Und als Performer haben vor allem Gilmour, aber auch Wright und Mason mit ihrem Sound und Stil der Band ganz massiv ihren Stempel aufgedrückt. Und dieser Abdruck, den sie etwa auf den ikonischen TDSOTM und WYWH deutlichst hinterlassen haben, hat auch auf „The Wall“ noch Einfluss auf die Art und Weise, wie „ihre“ Instrumente eingesetzt wurden.
David Gilmour aber ist für die Performance von „The Wall“ immer noch so entscheidend wie nur irgendwas. Es ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, mit einer Prozentzahl Waters vs. Gilmour zu kommen. „The Wall“ wäre ohne beide einfach so nicht durch die Decke gegangen. Gilmour hat mit seinem Gitarrenspiel darauf rockmusikalische Ewigkeitsmomente kreiert. Dass Waters immer mehr so tut, als habe das praktisch keinerlei Bedeutung, zeigt einfach nur seine miese, egozentrische Ignoranz und sein übersteigertes Geltungsbedürfnis.

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