Antwort auf: Ich höre gerade: Disco

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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soulpopefriedrich“ : Sind halt immer wieder auch Tracks mit Überschneidungen zwischen „Disco“ und Tanzbarkeit …. eine „reine Lehre“ ist da oft nicht auszumachen ….

Ich bin ja in Mathematik nicht besonders stark, habe aber in meiner Kindheit noch Mengenlehre gelernt. Finde ich immer noch manchmal ganz nützlich. Demnach ist die Menge „Disco“ eine Teilmenge der Menge „Tanzbarkeit“. Eigenschaften der Elemente von „Tanzbarkeit“ lassen sich wohl recht klar definieren. Bei den Eigenschaften der Menge „Disco“ wird es schon schwieriger. Die Eigenschaft „Tanzbarkeit“ ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend, um Teil der Menge „Disco“ zu sein. Man müsste auch erst mal definieren, ob man „Disco“ als Stilbegriff (Menge „Disco-Stil“) begreift oder als pop-kulturelles Phänomen (Menge „Kulturelles Phänomen Disco“). Spätestens ab da wird es subjektiv und kompliziert. Ist die Menge „Disco-Stil“ zwangsläufig eine Teilmenge der Menge „Kulturelles Phänomen Disco“? Wie sieht es umgekehrt aus? Wo ist das Element „Baccara“ zu verorten? Und was gehört eigentlich alles in die Menge „Prä-Disco“?

Mengenlehre wurde übrigens aufgrund des Widerstands der damaligen Elterngeneration wieder abgeschafft. Die verstand das einfach nicht und lehnte es daher ab. Aber sie verstand vermutlich auch Disco nicht.

;-)

zoji
Ich kenne davon etwa ein knappes Drittel, und das finde ich sehr gut bis superb. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass mit Disco in einen Zusammenhang zu bringen.Anhand der mir bekannten Titel wirkt das auf mich ein bisschen beliebig, alles, was bis ’75 erschienen und irgendwie funky ist wird da mit Prä-Disco oder Disco-Roots etikettiert. Empfindet Ihr das so? Andererseits erinnere ich mich auch nicht, mal gelesen zu haben, dass Disco-Acts sich zu Vorbildern und Einflüssen geäußert haben. Hat diese Compi einen Begleittext, der erläutert, was genau diese Nummern zu Disco Roots macht, wurden vielleicht markante Teile in ikonischen Disco-Tracks wieder aufgegriffen oder so? Sonst geht es mir ein bisschen wie ihm:

Ich glaube, der Begriff Disco ist hier nur nachträglich draufgepappt worden. Ich weiß nicht, ob diese Kompi jemals auf Tonträger veröffentlich wurde, insofern sind mir liner notes auch unbekannt.

The Doors und The Doobie Brothers würde ich niemals mit Disco, prä- oder nicht, assoziieren. Aber im Zusammenhang dieser Kompi hört sich das toll an!

Ich denke Phillysound, der symphonische Soul von Isaac Hayes, Curtis Mayfield, Barry White u.a. Latin, Funk à la James Brown, Parliament … sind alles Quellen, aus denen sich späterer „klassischer Disco-Sound“ speist. Das ist ja stilistisch auch manchmal kaum abzugrenzen und unüberhörbar, oder? In frühen Disco-Clubs wurde offenbar auch Manu Dibango und die Exotica von Los Chakachas gespielt. In wieweit das stilistisch auf spätere Disco abgefärbt hat, ist eine andere Frage.

David Mancuso war einer der ersten DJs, der „Disco“-Tanzpartys veranstaltete. Lange Zeit später wurden Tracks, die er spielte, auf Alben kompiliert. Kenne ich aber nicht.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)