Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Maxine Sullivan – A Tribute to Andy Razaf | Ein Period-Album von 1956, das vom Format her stark an die Sessions erinnert, die Billie Holiday damals schon seit ein paar Jahren für Norman Granz machte. Dass Charlie Shavers als Sidekick an der Trompete dabei ist, verstärkt den Eindruck, in der Band ist daneben aber Platz für Veteranen (Buster Bailey, der in den Dreissigern mit Holiday aufgenommen hat), Modernisten (Jerome Richardson) und vor allem für Leute, die man wohl damals schon als Mainstream-Jazzer betrachten darf (Dick Hyman, Milt Hinton oder Wendell Marshall, Osie Johnson). Schönes Album jedenfalls, von einer Sängerin, die ich leider noch viel zu schlecht kenne – und die von der Stimme her natürlich nicht mit Holiday verglichen werden soll (oder überhaupt viele Vergleiche benötigen würde).

Marilyn Moore – Moody | Jetzt hingegen läuft ein Album, bei dem es schwer ist, Holiday-Vergleichen zu entgehen, denn Marilyn Moore klingt sehr stark wie Holiday. Vielleicht verhält sich ihr Gesang zur späteren Holiday (der aus der Verve-Zeit, die zum Zeitpunkt dieser Sessions, für die ich nur ca. 1956/57 finde, noch sehr aktiv war) ähnlich wie das Spiel von Paul Quinichette zu dem von Lester Young ca. 1951/52: sehr ähnlich an der Oberfläche, aber am Ende halt doch sehr anders, denn es fehlen die tief zerklüfteten Brüche, die bei Holiday und Young etwas später (so ab 1956, bei Young manchmal schon früher) immer häufiger bis an die Oberfläche spürbar wurden. Auch Moore hat eine feine Band um sich, die man als klassizistisch bzw. als Mainstream betrachten kann, wenn man mag: Don Abney hat wohl arrangiert, ist jedenfalls der Bandleader, Joe Wilder und Al Cohn (auch an der Bassklarinette) sind die Bläser, im Gegensatz zu Sullivan gibt es hier auch eine Gitarre, die von Barry Galbraith nämlich, zudem einmal mehr Milt Hinton und Osie Johnson.

Moore hat wohl nur dieses eine Album gemacht, während Sullivans Diskographie von den Dreissigern bis in die Achtziger reicht, aber ein paar grösseere Löcher hat (es gibt so in etwa drei Phase, eine bis Mitte der Vierziger, eine Mitte der Fünfziger (davor gab’s vereinzelt noch was), nach dem Razaf-Album und zwei Tracks von 1958 ist dann wieder Pause bis 1969, ab da gibt es dann aber ziemlich viel … aber kenne tu ich leider nichts.

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