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Das wundersame Bethlehem-Album von Frank Minion hat ja @vorgarten immer wieder erwähnt (und in einem BFT präsentiert, wenn ich mich richtig erinnere?) – und ja, das ist wirklich ein besonderes Album! Auf der A-Seite findet sich eine lange Suite, Programmmusik, eine Geschichte wird erzählt mit Songs und Intermezzi dazwischen, von denen eines „Autobiography of a Musician“ heisst – irgendwo zwischen dem „Land of Oo-Bla-Dee“ (den Titel darf man wohl als Anspielung verstehen), den Sprech-Werken von Mingus („The Clown“ usw.) und aktuellem Hard Bop. Dass Minion hart an der Zeit segelte, wird auf Seite B noch viel klarer, denn da gibt es nicht nur den „All Blues“ (aufgrund des Fehlers bei der Erstausgabe noch falsch als „Flamenco Sketches“ bezeichnet) sondern auch noch „So What“ – und dafür sowie in der Mitte „Round Midnight“ – holt er sich kurzerhand Bill Evans, Paul Chambers und Jimmy Cobb ins Studio. Da ist so viel drauf, dass ich nach dem jüngsten Durchgang nachgucken musste, ob das Album eine Stunde oder noch länger dauert – denn so fühlt es sich an. Doch es bewegt sich im üblichen Rahme (35 oder 36 Minuten oder sowas). Gehört definitiv in die Geheimtipps-Liste, unter die Top-Favoriten reicht es bei mir nicht ganz (dafür kenne ich es schlicht nicht lange genug).
Gestern beim Kochen lief dann auch das letzte der drei Alben von Billie Holiday mit der Edison/Webster-Combo von 1957 – und Jimmy Rowles am Klavier, dem wichtigsten Mann dieser Sessions – auch wieder. Die LP war 1959 schon über 50 lang. Verve-Alben sind ja selten kurz (eher 40 als 30 Minuten jedenfalls), aber so lang sind sie damals auch höchst selten, glaube ich. Jedenfalls klasse, aber in meine Bestenliste kommt „Body and Soul“, das hat sich inzwischen herauskristallisiert (wegen der Länge interessant: dort gibt’s acht Stücke, auf Runde 2, „Songs for Distinguée Lovers“, dann nur deren sechs, und auf „All Or Nothing at All“ dann gleich ein ganzes Dutzend).
Gestern zur Nacht dann „Dinah Sings, Previn Plays“ (den Untertitel liess man beim 2006er CD-Reissue weg) – Red Mitchell und Frank Capp sind dabei und vier Bonustracks (erstmals 2001 auf einem Japan-CD-Reissue dabei) gibt es obendrein. Und ich würde mal sagen: wenn jemand mal richtig Dinah Shore hören will, aber keine Lust auf irgendwelche Pop-Compilations hat, dann ist das hier das Album. Verschattungen gibt es nicht viel, ihre Stimme ist hell und warm, aber sie singt halt verdammt gut, und die Begleitung ist hier ebenfalls top. Andre Previn ist hier in keiner seiner Inkarnationen wirklich ein Favorit, aber er konnte schon sehr viel.
Und jetzt mache ich mal mit Jimmy Witherspoon weiter. Auch hier hat er wieder eine klasse Band um sich geschart: auf den ersten acht Stücken spielen Leo Wright, Gildo Mahones, Kenny Burrell, George Tucker und Jimmie Smith, auf den letzten vier dann Bobby Bryant, Jimmy Allen, Ernie Freeman, Herman Mitchell, Jimmy Bond, Jimmy Miller und Arthur Wright (harmonica). Das ist entspannter urbaner Blues – gesungen von einer der für mich besten Stimmen im Genre (Smith und Bond kamen beide am 27.1. zur Welt).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba