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Ich hab irgendwie keine Lust auf die aktuellen ECM-Neuheiten … vielleicht kommt das ja noch
Gestern war ich u.a. nochmal bei Dinah Shore und dieser Compilation mit Aufnahmen aus den Vierzigern. Gesungen ist das echt super. Dann hab ich angerecht durch @friedrich alte CD-Rs mit den frühen Aufnahmen von Anita O’Day hervorgekramt (aus einer Spindel, die ganz unten in einem Regal hinter den CD-Stapeln, die jemand von euch neulich nervös machten ) – noch gar nie umfassend angehört, glaub ich. Vier Volumen aus der „Masters of Jazz“-Reihe … zu der ich hier nur einen Link einstellen, aber nicht selber angucken kann wegen Watchdog:
https://www.discogs.com/label/404376-Masters-Of-Jazz-2
Spät lief dann noch zweimal dieses seltsame Ding hier:
June Christy & Stan Kenton – Duet | Dreissig Jahre später von Ran Blake dekonstruiert hiesse die Scheibe „A Kenton Noir“, und das wäre auch für das Originalalbum, das 1955 entstand, passend. Kenton hämmert obsessiv und obstruktiv seine Akkorde raus, Christy findet darüber ihre Töne. Selbst fand sie: sie finde sie nicht, sie hätte wie fast immer nicht gut genug intoniert und hätte auch keine angemessene Vorbereitungszeit gehabt – sie war notorisch selbstkritisch und liess wohl ausser „Something Cool“ kaum etwas gelten. Für mich ist das ein echter Brocken, zu dem ich allmählich vordringe (hab die 1993er-CD vor zwei oder drei Jahren gekauft und der erste Eindruck war Unverständnis, obwohl ich Christy total mag und gegen Kenton auch keine allzugrossen Vorbehalte habe, zumindest nicht aus der betreffenden Zeit. Das Album kann man wohl als eine Art Begegnung der dilettierenden Profis betrachten, die sich in den üblichen grossen Bands stets geschickt durchmogeln konnten – und hier quasi nackt dastehen. Ein Duett ist es auch insofern, als Kenton nicht im herkömmlichen Sinn begleitet. Sein Spiel hier kann einen wohl an manchen Tagen in den Wahnsinn treiben, er bietet auch kaum Orientierungshilfe im Sinn von Tönen/Akkorden, an denen Christy sich orientieren könnte … und dennoch singt sie natürlich wunderbar und ihre Selbstkasteiung schiesst weit über das Ziel hinaus.
Song der Woche: „Lonely Woman“ von Benny Carter/Ray Sonin:
Das ist der pure Wahnsinn!
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Und zuletzt noch ein etwas leichterer musikalischer Morgengruss von Harold Ousley – etwas Hard Bop/Soul Jazz aus Chicago (23. Januar 1929–13. August 2015):
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba