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vorgarten
gypsy-tail-wind
Jazzzgesang? Gestern noch etwas Claire Austin gehört, „When Your Lover Has Gone“ auf Contemporary – hast Du schon die 10″ mit Kid Ory gefunden, die auf der OJCCD als Bonus drauf ist @redbeans?– Jazz, Blues … komme ich nicht recht ran bisher.
wahnsinn, was du da alles ausgräbst. ich schaffe es noch nicht mal, all das zeug wiederzuhören, von dem ich weiß, dass es fantastisch ist
ich hoffe trotzdem, dass ich am ende noch einige eurer hinweise nachverfolgen kann, teri thornton z.b.
Ich hab ja ehrlich gesagt selbst ein wenig gestaunt, wie hoch die drei oder vier Stapel wurden, nachdem ich meine Vocaljazz-Sachen zusammengesucht hatte … hab durchaus vor, das am Ende irgendwie in Listenform zu bündeln und vielleicht ganz grob zu kommentieren (also irgendwie in gruppierten/gebündelten Listen, weil z.B. Crooner-Balladenalben bei mir vermutlich eher nicht – eine Erkenntnis der letzten Wochen – in die Top 10/20 kommen werden, aber es ja so viel mehr gibt, als was in so einer engsteckten Bestenliste Platz finden kann).
Das hier lief dann auch noch – und schon zum zweiten Mal habe ich mich die Tage geärgert, dass ich nicht dran gedacht hatte, hier das Instrumental rauszupicken für den Pianistinnen-BFT neulich (das erste war, dass ich nicht dran gedacht hatte, einen Piano-Track von einem Shirley-Scott-Album auszuwählen):
Jeri Southern – Blue Note, Chicago March 1956 | Und grad bei so jemand, die gerne als glamouröse Sängerin vorn am Mikro inszeniert wurde, ist so ein Mitschnitt wirklich Gold wert, als Einblick, wie das im Alltag wohl die meiste Zeit so lief (sie trat ja später auch öfter im Duo mit ihrem Ehemann John Kitzmiller am Kontrabass auf – und für die harten Jazzköppe ist es ja auch schön, mitzukriegen, dass es unter den Sängerinnen auch einige gute Instrumentalistinnen gab (und gibt). Lustiges Detail aus der Lektüre von Monson („Freedom Sounds“, noch nicht weit gediehen), die auch über die diversen Musikergewerkschaften (und deren Integration), diese „Local ##“ (die wurden wohl einfach durchnummeriert, in L.A. war z.B. die weisse „Local 47“, die für PoC „Local 767“, Petrillo und andere laberten dann lieber unverfänglicher von „amalgamation“ als von „integration“ – die „amalgamation in L.A. war die erste, die Erfolg hatte, hinter den Kulissen setzte sich u.a. Buddy Collette dafür ein), schreibt: Für Sänger*innen gab es von Beginn an eigene Gewerkschaften, weil die ja nicht so richtig als Musiker*innen betrachtet wurden (Erfolg hiess in dem Fall natürlich keineswegs, dass die mit höheren – gewerkschaftlich festgelegten, darum ging es ja vor allem – Gagen versehenen Studio- und Hollywood-Jobs wirklich für Schwarze geöffnet wurden … Clark Terry blieb in der „Tonight Show“-Band lange Zeit ein „token“, das Pfand, das es den Bossen erlaubte, zu behaupten, sie seien nicht rassistisch und für alle offen.)
Und ja, das geht dann in den Lincoln-Fade, weil dort das Thema mit der Integration ja wirklich relevant ist … und da dann auch gleich nochmal ein gutes Wort für Norman Granz, auch wenn der nicht viel Wert auf Liner Notes legte: in der Angelegenheit der „racial integration“ tat er vermutlich mehr als jeder andere Organisator/Veranstalter/Labelboss … Lincoln, die ja Jazzclubs – zumindest in der damaligen Form – fürchterlich fand, weil sie ja das im Bebop aufkommende Narrativ der genialischen Künstler*innen (dem ich mich natürlich auch verpflichtet fühle – ist ja eh alles voller Zwiespalte und voller Ambivalenzen und Ambiguitäten, aber genau da, wo das alles aufbricht, wird die Diskussion ja oft richtig interessant) aufgriff und Jazzmusiker*innen für wenigstens so bedeutende Künstler*innen hielt wie die Kolleg*innen aus der klassischen Welt – und daher sollten sie eben nicht im Village Vanguard auftreten, das nicht mal eine Garderobe bot, sondern lieber in grossen Konzertsälen (was ja in Europa schon in den Fünfzigern und Sechzigern oft der Fall war, wir kenne ja all die Mitschnitte aus dem Pariser Olympia, dem Théâtre des Champs-Elysées, den Ballsälen in Stockholm, Kopenhagen usw. … was gab’s da eigentlich in Deutschland nach bzw. beim Wiederaufbau so? Philharmonie in Berlin erst ab 1963 wieder … Sartory in Köln zählt wohl nur so halb? Grugahalle in Essen kommt mir noch in den Sinn … von wo stammen die WDR-Mitschnitte, die bei Jazzline herausgekommen sind sonst noch so? Säle von Rundfunk-Anstalten, die relativ schnell wieder – oder immer – ihre Studios hatten?)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba