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Teri Thornton – Devil May Care | Nicht ganz so besonders vielleicht, aber stark – und mit Flöte (von Seldon Powell, nehme ich an) und einem Line-Up, das Basie (Clark Terry, Earl Warren, Freddie Green), Ellington (Terry, Britt Woodman), West- (Woodman) und Ostküste (Wynton Kelly, Paul Chambers, Jimmy Cobb sowie auf der Hälfte der Stücke statt Green Gitarrist Sam Herman) mit Arrangements aus Chicago (Norman Simmons) zusammenbringt ist das eben schon wieder recht bemerkenswert. Musikalisch ist das irgendwo zwischen Swing und Hard Bop daheim, das Kelly Trio ist natürlich eine exzellente Basis für alles andere, Kelly war in den frühen Fünfzigern einer der gesuchtesten Sängerinnen-Begleiter (besonders länger bei Dinah Washington, danach öfter mal mit Abbey Lincoln – und dann aber Zeit mit Miles wohl nur noch selten Gigs wie dieser hier). Green in einer solchen Combo zu hören ist ein Genuss („Detour Ahead“!), die Arrangements sind nicht überladen aber es passiert doch ordentlich was … und die Stimme darüber ist so stark, dass es echt ein Rätsel ist, warum Thornton nicht viel mehr gemacht hat (die zwei damals folgenden Alben kenne ich nicht, aber das eine späte, das kurz vor ihrem Tod entstanden ist, lief im Rahmen der Neunziger-Hörstrecke ein paar Male und ist ebenfalls hervorragend). Repertoiremässig gibt es hier Billie Holiday („Detour Ahead“, „Left Alone“) neben Bob Dorough (das Titelstück) neben Standards aller Art („What’s Your Story Morning Glory“, „Lullaby of the Leave“, „Dancing in the Dark“, „What’s New“, „Blue Skies“) und auch zwei mir nicht besonders oder gar nicht vertraute Songs, „I Feel a Song Comin‘ On“ (McHugh-Fields-Oppenheim) und „Bue Champagne“ (Eaton-Watts-Ryerson steht als Credit im Booklet der OJCCD).
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Vielleicht noch ein Nachsatz zu Mary Ann McCall, ihrem Fresh Sound-Set: vom ersten Eindruck her ist das Album mit Teddy Charles für meine Ohren von den dreien das stärkste, das mit Johnny Richards wohl das schwächste oder uneinheitlichste (die unterschiedlichen Line-Ups führen zu sehr wechselhaften Stimmungen, die grosse Band kommt mit vollem Kenton-Bombast, was für McCall gar kein Problem ist, aber jetzt nicht meine bevorzugte Art von Vocaljazz …)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba