Antwort auf: Ich höre gerade: Disco

#11970151  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

Hatten wir hier schon erwähnt:

DISCO 75 (Compilation 2021)

3 CDs, 55 Tracks, ein 60-seitiges Booklet mit Fotos der Single-Covers und / oder Labels und Kommentaren zu jeder Aufnahme. Eine Menge Stoff also, was Vorteile und Nachteile hat. Dabei ist es eine Frage der Perspektive, was man als vorteilhaft oder als nachteilig betrachtet und man kann die Perspektive auch mal wechseln. 55 Tracks in meist 7“-Versionen, das ist sehr üppig, kann aber auch irgendwann in den Gehörgängen zu Brei vermatschen. Wenige große Namen und Hits, aber dafür umso mehr (aus heutiger und hiesiger Sicht) obskures Zeug, das es wert ist, entdeckt zu werden. Fast durchgehend hohes Niveau, nur sowas wie Disco Tex & The Sex-O-Lettes (klingt so wie es heißt) muss man halt überspringen.

Wir sind im Jahr 1975 noch in der Frühzeit von Disco, das ist stilistisch noch nicht so festgelegt und daher umso vielfältiger. Man hört viel Philly Soul raus, Funk, etwas Latin, Wah Wah-Gitarren, Clavinet, Shoo-Shoo Chöre, Streicher und Bläser sowieso und hier und da mischt sich auch mal ein Synthesizer ein.

Bei dieser Menge Material bleiben viele Höhepunkte erst nach wiederholtem Hören im Ohr hängen, darunter Shame, Shame, Shame (hatten wir schon …) The Average White Band’s Pick Up The Pieces (hatte wir auch schon …) oder Joe Bataan’s The Bottle (das auch, glaube ich …) und Harold Melvin & The Bue Notes’ Bad Luck (6:30 min. Die waren mir offen gesagt bislang erst vom Namen her bekannt), mir bis dato völlig unbekanntes wie Frankie Valli’s Swearing To God (10 Minuten!) oder Rhythm Makers’ Zone. Unter den Obskuritäten sind der Jazz-Flötist Herbie Mann mit Hijack oder die Glitter Band (!) mit Makes You Blind. Aber auch das ändert sich je nach Perspektive.

Habe mir eine 20 Track-Playlist aus der Compilation gebastelt. Die ist eine große Freude!

Apropos: Der damalige Hit Bad Luck (Harold Melvin & The Bue Notes mit Lead Singer Teddy Pendergrass) erzählt in der 7“-Single Version von den üblichen Schicksalsschlägen (Geld weg, Frau weg, Haus weg), in der hier enthalten Album-Version erfährt man ab 4:30 aber etwas mehr über die Befindlichkeiten eines ganzen Landes Mitte der 70er – und damit auch über den Kontext von Disco.

People of the world out there
I know none-a y’all satisfied, satisfied
The way crisis has been goin‘ on, oh, babe
I better say I’m just mad about mornin‘ paper, yeah
Have cut down on smokin‘
We have to cut down on dreamin‘

‚Cause early one morning
I got me a paper, huh
I sat down on my living room floor
Opened it up
Guess, what I saw, huh?
Saw the President of the United States, huh
The man said he was gonna give it up
He’s giving us high hopes
But he still turned around 
And left all us poor folks behind

They say they got another man to take his place
But I don’t think they need to satisfy the human race
Bad luck
Bad luck, hey, hey, hey, hey, hey, hey
The only the thing that I got that I can hold on
Is my God, huh, my God, huh
Jesus be with me, Jesus
Give me good luck
Good luck
Help me Jesus

--

“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)