Re: Sterne an Thomas Bernhard

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tavis

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nerea87 Für mich ist es ein Kennzeichen eines sehr guten Buches, wenn dort keinerlei Gramm Fett zu finden ist und jede Faser der „Geschichte“ dient (z.B. in Notebooms Mokusei meisterhaft gemacht).

Das ist sehr viel Vorgabe. Ein paar Durststrecken dürfen sein, weitere Baumängel sind nicht erlaubt. Und ein Finale hinzubekommen, das noch eins draufsetzt auf die vorhergehenden (na sagen wir mal) 400-700 Seiten – das ist ein herkulisches Unternehmen. Fast blasphemisch.

Wenn es ein Merkmal vieler und oft größter Erzählungen ist, daß sich Teile verselbständigen und Nebensachen plötzlich aufstrahlen, als ginge es nur um sie, dann ist es ein Merkmal des Thrillers, daß er seinen Hauptzweck, to thrill, nie aus den Augen verliert. Seine Kunst verlangt die unbedingte Kontrolle jeder Erzählpartikel. Unter diesem Gesetz steht bei dir die Literatur, und sie hat es zu erfüllen. Wirklich sehr schade.

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