Re: Sterne an Thomas Bernhard

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nerea87

Registriert seit: 03.02.2005

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Irrlicht
Natürlich hat jedes Werk, jedes Buch meist seine Höhen und Tiefen, manche Passage erscheint mir überlang, manche Pointe kaum gelungen – aber wie werte ich das ernstlich? In dem ich die „überflüssigen“ Zeilen (die aber oft dem Verlauf dennoch dienlich sind) abzähle, gegen die grandiosen (die geben extra Sternchen) Parts auf- und abwiege und dann alles zu einem sogenannten „Gesamteindruck“ verwurste? Fände ich für mich als Leser anmaßend kleinkariert und aus Sicht von Dritten habe ich ein paar schwarze Symbole vor mir, die mir dann alles über das Gelesene verdeutlichen – aber was eigentlich? Komme damit auch nicht ganz klar. Können? Natürlich. Aber wozu? Als Orientierungshilfe denkbar ungünstig.

Nicht so zaghaft!
Was wertet man denn? Das Buch als ganzes (ich weiß, es gibt hier auch Spezis, die besternen schon, wenn sie das Buchcover angeschaut haben). Und dann ist es beispielsweise ein Kriterium, wieviele unnötige Sätze enthalten sind. Für mich ist es ein Kennzeichen eines sehr guten Buches, wenn dort keinerlei Gramm Fett zu finden ist und jede Faser der „Geschichte“ dient (z.B. in Notebooms Mokusei meisterhaft gemacht). Genauso kann ein Schriftsteller auch mit Langeweile arbeiten, wenn er das denn kann (da fallen mir nicht viele ein, die das können, Joyce und Simenon haben das drauf, wen gibt es da noch?).

Gerade für die Beurteilung von Literatur gibt es doch vielfältige Kriterien, die oft unproblematischer objektivierbar sind, als die für die Beurteilung von Musik üblicherweise herangezogenen. Außerdem sollte man auf diese Besternerei nicht allzuviel geben, das ist doch meist kaum mehr als ein spassiger Zeitvertreib.

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...falling faintly through the universe...