Antwort auf: Jahresrückblick 2022

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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vielen dank & frohes neues.

ich habe mich dieses jahr ein bisschen mit den anfängen meines jazzhörens (ziemlich genau 1991) beschäftigt, was mir unter nostalgieaspekten recht schnell etwas fragwürdig vorkam, aber immerhin 2-3 schöne projekte zur folge hatte: den kompletten james blood ulmer durchzuhören und die gemeinsame und getrennte post-mingus-zeit von don pullen und george adams aufzuarbeiten. konnte man ja nachlesen, vielleicht etwas zu detailliert.

bei ulmer habe ich kaum zusammenhänge und entwicklungen entdeckt, sondern einfach schiere originalität in sehr vielen settings, in parallel und überkreuz geführten bandprojekten, die alle kaum vergleiche zu anderer musik ihrer zeit zulassen. was mich sehr stark beeindruckt hat. pullen dagegen ist mir sehr viel näher gerückt, in vielen facetten. ich höre die musik nach wie vor, SHAKILL’S II, das trio-album mit peacock & williams, die african-brazilian connection. und david murrays fantastisches tribut-album THE LONG GOODBYE.

jason moran war auch so ein projekt, das aus den 90ern herausführte, in die unmittelbare gegenwart.

historischer jazz (und damit auch die archivaufnahmen des jahres) geriet dabei in den hintergrund, abgesehen von sonny rollins aktuell, von dem sich hier bisher ungehörte boxen stapelten.

mein persönliches songbook-projekt kriege ich nach wie vor nicht zu greifen, auch nicht über minderheitenpositionen (gibt es ein great black american songbook? ein weibliches? ein queeres?). ich habe das gefühl, dass sich vor den maskulinisierungen des jazz im bebop noch einiges an flamboyanz und uneindeutigkeit aufspüren ließe, aber da muss ich auf völlig unvertrautes gebiet. harlem renaissance, james reese europa (freue mich sehr, dass moran sein projekt aufgenommen hat und dieses jahr veröffentlichen wird), ellington… alec wilder wird mir eher nicht dabei helfen, denke ich, aber sein eigenes songbook steht dieses jahr auch endlich mal an.

unter den von @gypsy-tail-wind schon aufgeschriebenen vermisstenanzeigen sind einige derer darunter, die für mein jazzhören prägend waren und sind, vor allem moncur und sanders. aber auch die leute aus einer der tollsten miles-bands aller zeiten, mtume, roy, außerdem michael henderson (wurde bisher vergessen), davor schon lucas. und dennis gonzález natürlich.

mick goodrick fehlt noch, daneben schmerzte das verstummen von elza sores und gal costa, und ron miles, weil er so mitten aus der produktivität gerissen wurde. und unter den songschreiber:innen marilyn bergman:

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