Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Die Nacht war schlaflos – ob’s am Westvleeteren lag, an Elogabal oder an der Dokumentation über die unzähligen russischen Kriegsverbrechen in Syrien? Keine Ahnung … irgendwann kapitulierte ich, hörte zweimal am Stück dieses vorletzte Album aus der J Jazz Masterclass Series, das Trio des Pianisten Masaru Imada (Kunimitsu Inaba und Tetsujiro Obara plus Gast Yuji Imaura an Percussion), aufgenommen 1977 und ziemlich suprig – so ein free-floating Ding von einem Musiker, der als Studiocrack alle möglichen Settings und Stile pflegte, zu dem Zeitpunkt schon länger elektrische Instrumente spielte, aber am liebsten einfach einen Bösendorfer-Flügel spielte.

Danach auch noch die late show (CD2) von Ella Fitzgeralds „Live at Mister Kelly’s“ – August 1958, der letzte Abend ihres ersten, mehrtägigen Auftritts in dem Club, in dem schon ein paar andere grosse Sängerinnen klasse Live-Alben gemacht hatten (Sarah Vaughan und Anita O’Day vor allem, letztere auch für Norman Granz). Das ist eine wahnsinnig tolle Doppel-CD, voller Ella-Raritäten (zum Einstieg in die „late show“ z.B. ihre anscheinend einzige von „Exactly Like You“, danach u.a. „Come Rain or Come Shine“, „Witchcraft“, „In the Wee Small Hours of the Morning“ (die beiden sang sie auch schon im Hauptset des Abends), „Perdido“ (mit improvisiertem Text, auch das in beiden Sets dabei), „Stardust“ (mit einem improvisierten Verse – nicht das einige Mal an dem Abend, dass sie etwas singt, was sie nicht vorbereitet und drum die Lyrics nicht präsent hat … sie improvisiert was zusammen, entschuldigt sich auch bei Carmichael – präsentiert die Melodie aber perfekt … und für den Chorus hat sie dann natürlich auch die Lyrics bereit). Begleitet wird sie von Lou Levy (in Top-Form, in „Exactly“ spornt Ella ihn auch gleich zu einem längeren Solo an), Max Bennett und Gus Johnson. Wie auch das Berliner Konzert von 1962, das erst 2020 herauskam, ist das ein verblüffender Archiv-Fund (2007 in den USA als Doppel-CD erschienen und ausserhalb der USA etwas schwierig zu kriegen, es gibt inzwischen auch eine spanische Piraten-Edition, aber die sind ja nie zu empfehlen, wenn es Alternativen gibt).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba