Antwort auf: Ich höre gerade: Disco

#11955697  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

Beiträge: 5,160

@herr-rossi

friedrichBei Munich Disco fällt mir natürlich zuerst Giorgio Moroder und Donna Summers I Feel Love ein. Ein Über-Track und sicher ein Höhepunkt von Munich Disco, Donna Summer, Giorgio Moroder und Disco überhaupt. Aber auch nicht unbedingt typisch. Eigentlich ja stilistisch nicht mal Disco.

Es war jedenfalls ein äußerst innovativer Track, es gibt auch im Repertoire von Donna Summer nichts Vergleichbares, außer vielleicht „Love To Love You Baby“, mit dem sie und Giorgio 1975 international bekannt wurden. Dieser repetitiv-hypnotischer Sound ist, da bin ich ziemlich sicher, vor allem von Krautrock beeinflusst. In seiner Schlagerphase Anfang der 70er Jahre, in der er eng mit Michael Holm zusammenarbeitete und in der sie außer Holms eigenen Hits auch Hits unter Projektnamen und Pseudonymen hatte, hat er sich schon einen Namen damit gemacht, innovative Synth Sounds in Schlager- und Bubblegum-Aufnahmen zu verwenden. Und 1975 hat er sogar ein elektronisches, an Kraftwerk erinnerndes Album „Einzelgänger“ veröffentlicht. Den Sound von „I Feel Love“ hat er dann auf seinem Disco-Album „From Here To Eternity“ und im Soundtrack zu „Midnight Express“ weiter verfolgt, und er wurde auch von anderen aufgegriffen.
(…)

Ja, das sind Ausnahme-Tracks. Habe die beiden Alben, auf denen sie enthalten sind (Flohmarktfunde aus der Kiste „jede LP € 5,-, 2 LPs € 8,-“ ), selbst da sind sind das mehr oder weniger ausgeprägte stilistische Ausreißer.

Moroder klingt oft nach Kommerz-Trash, den ich zum Zeitpunkt des Erscheinens wahrscheinlich unerträglich gefunden hätte. Aus einiger Entfernung hört sich das aber schon etwas anders an.

Der Krautrock-Einfluss ist eine interessante These und sehr wahrscheinlich, denn als jemand, der in den 70er in Deutschland elektronische Musik produzierte, kam man wohl an Kraftwerk oder Tangerine Dream nicht vorbei. Eternity klingt tatsächlich wie eine etwas trashige Disco-Version von Trans Europa Express oder der Mensch-Maschine. Hier von ca. 3:45 – 5:00 min:

Den Einsatz des Sequenzers hatten ansonsten so unterschiedliche Musiker wie Tangerine Dream und Giorgio Moroder wohl gemein.

Apropos Einfluss, diesen Hit hat Moroder ja sogar selbst produziert, ist allerdings auch ziemlich rockig:

--

“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)