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Anonym
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gypsy-tail-wind Gestern die Bach-Konzerte mit Schiff im Konzert (BWV 1052 bis 1056 sowie BWV 1058) – phänomenal, wirklich! Jetzt muss ich ein wenig nachhören … ganz anders, im Klavier mir viel näher, aber im Orchester dann eben gerade nicht, da hat Schiff mit seiner Cappella Andrea Barca einen echt guten Weg gefunden, wie das mit Steinway-Flügel und Kammermusikensemble wunderbar funktioniert. BWV 1052, das ausgewachsene d-Moll-Konzert gab’s zum Schluss und es war ein Höhepunkt. Gould gestaltet den Klavierpart ganz anders, zugleich freier in der Phrasierung aber dennoch gradliniger und bescheidener, dünkt mich. Ich lege gleich mit dem Rest nach: Die Reihenfolge bei Gould passt zum Konzert gestern: Es ging mit 3, 5 und 7 los (letzteres fehlt bei Gould), dann folgten 2 und 4 und zuletzt dann 1 (mit dem ich grad anfing). Und klar, beim langsamen Satz von 1054 – ist ja der aus dem Violinkozert BWV 1042 – bin ich völlig weg. Auch wenn in den schnellen Sätzen manchmal getanzdudelt wird, bis ich kurz vorm Ausklinken bin (das fällt bei Gould durch das überschwere Orchester interessanterweise weniger ins Gewicht als gestern im Konzert): die langsamen Sätze holen mich immer wieder zurück. Und in den schnellen finden sich natürlich ganz viele wunderbare Details, die grad im Konzert, wenn man das alles auch beobachten kann (die Interaktion zwischen ersten und zweiten Geigen, die Bratscheneinsätze, das Cello, das zwischen Continuo mit den Kontrabässen und einem Teil des Streicherquartetts unterwegs ist – bei Schiff gab es an einigen Stellen Passagen, in denen das Ensemble zu Klavierquintett schrumpfte und nur noch Konzertmeister Erich Höbarth sowie die drei Stimmführenden sielten. Das kann ich bei Aufnahmen so nicht rekonstruieren/wahrnehmen … frage mich oft, ob geübtere Hörer*innen das können? Oder muss man dazu Partitur mitlesen bzw. diese so gut kennen, dass man sowas halt einfach weiss?
Dazu wollte ich noch ein wenig schreiben. Ich glaube sofort, dass Schiff – mit dem ich sonst gerne mal fremdele – die Konzerte sehr konzentriert und lebhaft durchdacht gespielt hat mit dem Ensemble. Es gibt eine frühe Einspielung, die sicher sehr anders ist und dann doch vermutlich ähnlich, nach Deinen Worten. Wir fanden sie in der Ferienwohnung im Elsass vor Jahren. Ich finde das Wort von der Bescheidenheit Goulds sehr gut. Ich wage mich nicht hinaus und beurteile nicht den Orchesterstil damals in Nordamerika. Golschmann sicher entgegenkommender als Bernstein – überhaupt bedenkenswertes Verhältnis: Gould hielt ja Bernstein nicht reif genug für die Beethoven-Konzerte, und Golschmann: Wenn niemand mit Ihnen spielen möchte, ich bin da. So ungefähr. Und die Brahms-Geschichte finde ich von Bernstein auch nicht sonderlich gelungen, ich meine die einleitenden Worte. Aber die beiden waren befreundet. – Gould bei den Bach-Konzerten in einer irremachenden Souveränität. Übertrieben dann fast in Salzburg mit Mitropoulos, aber das kann auch an Mitropoulos gelegen haben, dem Fex.
Ich weiß nicht, ob man die Partitur mitlesen muss. Das ist eine eigene Kunst. Ich wünschte ja, ich könnte es. Aber die Frage ist nicht so wichtig, wenn aus irgendwelchen Gründen – historischen – die Leute mal so, mal so aufgestellt werden. Und dann muss das auch noch ordentlich aufgenommen werden von den Tonmeistern am Pult. Und dann muss das auch noch in die heimische Anlage gespült werden …
Na ja, dann gab es da noch die Filmmusik von Gould zu George Roy Hills „Slaughterhouse Five“ – der langsame Satz aus dem mir liebsten f-moll-Konzert. Komische Welt, damals, heute.
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