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ewaldsghostSmile (2022 / Parker Finn) **** 1/2
Zu diesem Film kursieren Gerüchte, dass er im Kinosaal angeblich „TikTok-Nutzer“ in die Ohnmacht oder Flucht getrieben hätte. Nun, diese Unannehmlichkeit ist mir gestern Abend zum Glück erspart geblieben (vielleicht weil ich kein TikToker bin), und so konnte ich einen der spannendsten und gruseligsten Psycho/Horrorthriller der letzten Jahre erleben.
Das Thema Fluch dürfte zu den ältesten und beliebtesten Motiven überhaupt für Schauergeschichten gehören. Oft geht es um ein unsichtbares Wesen, das einen Menschen verfolgt, auf ihm lastet, ihn immer mehr in den Wahnsinn und oft genug in den Tod treibt (als eine der frühen Vertreter dieses Genres sei hier die meisterhafte Kurzgeschichte Le Horla von Guy de Maupassant von 1887 genannt), wobei die für Außenstehende Nicht-Sichtbarkeit der Bedrohung und das damit einhergehende Unverständnis die Erfahrung für die Betroffenen noch schlimmer macht: Niemand glaubt ihnen, jedenfalls zunächst nicht.
Unglauben oder sogar Ablehnung ist auch die Erfahrung der Bedauernswerten die in Smile verfolgt werden. Der Film bezieht hier auch den Zuschauer mit ein, für den bis zum Ende die tatsächliche Existenz eines übernatürlichen Wesens nicht völlig klar wird und eine rein psychopathologische Erklärung der Geschehnisse immer im Bereich des Möglichen bleibt, was einen erheblichen Teil des Reizes dieses Films ausmacht: Passiert das gerade wirklich mit ihr, oder sind das ihre Halluzinationen? Diese Unschärfe als Stilmittel ist natürlich keine Erfindung von Smile, wird hier aber sehr effektiv eingesetzt. Dazu die klare und stringente Erzählweise, die überzeugende Hauptdarstellerin und ein drone-artiger Soundtrack ergeben einen enorm spannenden Film den ich lange nicht vergessen werde.
Gerade angesehen und ja,das waren schon intensive 2 Stunden. Sehr spannend und ziemlich verstörend,mit passendem Soundtrack und starker Sosie Bacon. Für meinen Geschmack gibt es etwas zu viele grelle jump scares,obwohl die zugegebenermaßen sehr effektiv sind. Etwas weniger wäre für mich trotzdem mehr gewesen denn der Film zeigt ja,wie wirkungsvoll und bedrohlich ein einziges subtiles Lächeln sein kann. Zuteilen geht es hier schon recht explizit zu;da wundert es mich auch etwas,dass Smile noch die 16er-Freigabe geschafft hat. Erinnert von der Atmosphäre her an den deutschen Horrorfilm Der Letzte Angestellte.
Für Fans von Psychohorror würde ich „Smile“ auch eine klare Empfehlung geben. Gremlins gestern war da doch wesentlich entspannter anzuschauen…