Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-wind
Was an zweiten Absatz unverständlich ist, versteh ich aber nicht. Siehst Du das einfach anders oder drücke ich mich so schlecht aus?

deine bewertung des aktuellen blue-note-outputs verstehe ich (und teile sie auch), mir ist nur der zusammenhang zwischen „kommt nicht in die schweiz“ und „kriege nichts mehr mit“ nicht klar. ich weiß am ende aber auch nicht, wie wichtig dir jemand wie ross oder wilkins ist, so viel schreibst du ja auch nicht darüber.

Ich hatte mich über „The Parable of the Poet“ hier sehr enthusiastisch geäussert, als ich das Album vor ein paar Wochen entdeckt hatte (aber halt auch bloss im Hörfaden – und ich glaub, das fiel in eine Zeit, in der Du kaum anwesend warst*).

Ich bezog mich mit dem Live-Entzug halt auf Eure Statements, wie sehr die Konzerterlebnisse beim Verständnis der Musik geholfen haben (Euch = redbeans und Du). Bin halt etwas traurig, dass ich sowas gar nicht erst verpassen kann, weil die Konzerte hier einfach nicht mehr stattfinden (vor einigen Jahren gab’s ja noch das Vijay Iyer Trio oder Nasheet Waits mit Darius Jones im Moods, in der tollen gestorbenen Konzertreihe in der Roten Fabrik auch Mary Halvorson, Mike Reed, Wogram Root 70, Matthew Shipp, Mazurek mit Chicago Underground [was ich leider verpasst hatte] usw. – das ist alles vorbei, weil nicht im Fokus der Intakt-Leute … echt bedauerlich! Wenn ich hier mal bis Ende Januar/Anfang Februar gucke, ist genau ein Konzert dabei, das ich gerne hören würde (David Virelles Trio an einem Dienstag – da ist dann halt die Frage, ob das bis dahin drin liegt, momentan macht das wenig Freude, weil ich einfach schlappmache):
https://www.moods.ch

vorgarten

gypsy-tail-wind
Was den Austausch angeht, ich halte halt für spätere Reaktionen die Idee von Fäden zu Musiker*innen weiterhin für erfolgsversprechender, als alles in so Maelströmfäden zu versenken. Aber da bin ich allein auf weiter Flur und hab das auch längst akzeptiert.

da bist du nicht allein auf weiter flur, wie du eigentlich auch weißt, aber meine erfahrungen mit blood oder adams/pullen in diesem jahr waren jetzt nicht so, dass ich dachte: es braucht nun unbedingt einen joel-ross-thread!
wenn man ressourcenorientiert darüber nachdenkt, könnte man ja auch sagen: wie schön, dass der ich-höre-thread so gut läuft.

*) und genau das meine ich: im Ross-Faden hättest Du das auch ein paar Wochen später mitkriegen können bzw. sofort nachgucken können (und ich finde eben, auch zwei Zeilen könnten gerne in einen eigenen Faden, genau aus dem Grund – ist doch egal, ob’s in einem Faden täglich 15 Posts gibt, oder ob’s in 15 Fäden täglich einen Post gibt).

Und ja, ich weiss schon, dass ich damit nicht ganz allein da stehe, hab ja genügend echolose Monsterfäden angezettelt hier, die dann meist auch versiegen, bevor sie dort ankommen, wohin sie ursprünglich mal hätten führen sollen. Meist macht mir die Echolosigkeit bei solchen Unterfangen nichts – und manchmal bin ich selber froh drum, wenn ich wieder mal was nachgucken kann. In dem Sinn ist das für mich alles nicht verloren (und das betrifft auch Deinen Ulmer-Faden, den ich immer wieder durchforscht habe, oder den Jack DeJohnette-Faden, in dem redbeans und Thelonica auch einiges beigetragen hatten).

Zum Hörprogramm: Naqvi/Smith/Cyrille gefällt mir enorm gut, für meine Ohren eins der schönsten Jazzalben des Jahres. Cyrille ist damit zweimal in meiner aktuellen Jazz-Top-3 … Murray folgt auf Platz 4. Was Parker angeht, hab ich beide Alben noch nicht oft gehört, aber „Eastside Romp“ hab die Nase vorn.

Vorhin erstmals:

David Murray & Pierre Dorge’s New Jungle Orchestra | Nicht so viele Feuerwerke wie erhofft, aber eine schöne Aufnahme, in der neben dem Leader besonders auch Harry Beckett ein paar feine Momente hat (für mich eigentlich fast immer Kaufgrund genug: zwei, drei Soli von ihm mehr sind mir den Zehner schnell Wert, in diesem Fall war nicht mal ein Zehner nötig). Dorge ist in den funky Stücken präsenter, im Gospel Medley singt Donald Murray (wer ist das? mit Murray verwandt? sind die Discogs-Credits korrekt? Die Stimme klingt eher wie eine Frauenstimme), und Horace Parlan gastiert am Klavier (neben Irene Becker, der regulären Keyboarderin der Band).

Schön auch das Foto auf der Rückseite des CD-Booklets, auf dem Murray leicht linkisch neben dem Preis (? – eher einer Plastik des Preises im Grossformat) steht:

Jetzt eine Lieblingsaufnahme von Gerry Mulligan:

Gerry Mulligan and the Concert Jazz Big Band Featuring Zoot Sims – Zürich 1960 | Die Tour ist ja inzwischen echt gut dokumentiert … die CD hat mit 56 Minuten eine gute Länge und die Band wirkt für meine Ohren in top Form an dem Abend in der Mustermesse Basel (gemäss Credits und Liner Notes, von wegen „Zurich 1960“). Die Band hat ein paar heisse Solisten, allen voran Gene Quill am Altsax, und auch Mel Lewis gehört nicht gerade zu den Cool-Drummern … die Trompeter sind eher von der kühleren Sorte (Conte Candoli, Don Ferrara, Nick Travis – Solo-IDs wage ich keine, ohne dass ich all die Mitschnitte ausgiebig hören würde und mit den bekannten Studio-Aufnahmen vergleichen würde), Brookmeyer an der Ventilposaune ist ebenfalls regelmässig zu hören, und natürlich hören wir den Leader am Barisax und den hier als Gast aufgeführten Zoot Sims am Tenor, der auf „Apple Core“ einen irren Auftritt hat. Den Mix aus dem leichten Klangideal und den eben doch gewichtigen Solostimmen und dem harten Swing von Buddy Clark/Mel Lewis finde ich äusserst reizvoll. Klanglich ist das wohl nicht die beste Aufnahme von der Tour (das dürfte das Konzert aus Paris sein, das seit einiger Zeit bei Fremeaux noch ausführlicher als zuvor bei Delta/Laserlight/Trema/etc. vorliegt), aber das Gebotene ist wirklich überzeugend.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba