Antwort auf: komponistinnen von jazz-standards

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vorgarten

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carrie jacobs-bond (1862-1946)

wahrscheinlich die erste professionelle komponistin der usa, zu einer zeit, in der das klavier in der guten stube die abendunterhaltung garantierte und noten gesucht waren, die unabhängig von old-time und blues nationalistische identität repräsentierten. die biografie natürlich sehr interessant, die moderaten verhältnisse (wisconsin, vater bringt sich 1865 um, nachdem er als arzt scheitert, danach zwei eher tragische ehen), das selbsterlernte klavierspiel und komponieren, austausch mit klassischen sängerinnen, komponieren für den hausgebrauch, erst nach dem tod des zweiten mannes (unfall während einer schneeballschlacht) wegen zu geringer rente die initiative, ihre songs in chicago zu verkaufen und eine eigene firma dafür zu gründen.

der erfolg ist auch mediengeschichte: „i love you truly“ (tatsächlich hat man die melodie nach einmal hören sofort im ohr) wird als hochzeitslied zum dauerbrenner, „a perfect day“ verkauft sich als soundtrack für den eintritt der us-armee in den ersten weltkrieg (das dann schon in der radio- und schellack-zeit).

die versionen von „i love you truly“, die man findet, erzählen von einer moderaten multikulturellen und stilistischen öffnung – der ursprüngliche kleine walzer wird durch jo stafford und bing crosby synthetisiert, dann kommt 1936 louis prima mit einer new-orleans-version, schließlich überführt earl bostic das 1956 sehr toll in den r&b-bereich:



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