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nicht_vom_forum
Faschistisch? Nichts natürlich. Ich habe „Missionarischen Eifer“ aber auch nicht mit „faschistoid“ gleichgesetzt. Das finde ich übrigens eine ähnliche Aufweichung des Begriffs „Faschismus“, wie Du sie bei „Rassismus“ beklagst. Missionarisch ist in Karl Mays Gesamtwerk allerdings so einiges. Und darauf bezog sich, beispielhaft, mein Zitat.
klausk hatte den missionarischen Eifer als faschistoid bezeichnet, darauf hatte ich mich bezoegn.
Weil „Winnetou“ nunmal eine Karl-May-Erfindung ist? Die Verbindung hat aber doch zunächst mal der Autor der neuen Bücher hergestellt und nicht die Kritiker. Er hätte ja auch einen beliebigen anderen Häuptlingssohn zum Protagonisten machen können.
Nicht ernsthaft, oder? „Wir nennen es nicht „Winnetou“ sondern „Winnethree“?
Es ist alllerdings auch ein Fehlschluss, jede Kritik direkt als unberechtigt zurückzuweisen, nur weil sie von Twitter kommt. Der Film war ja anscheinend auch bei der Jury durchaus umstritten:
„Die Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) hatte die Winnetou-Fortschreibung als „besonders wertvoll“ eingestuft, gegen den erbitterten Widerstand einiger Jury-Mitglieder, wie auf der Homepage zu lesen war: „Nach Sichtung des Films zeigte sich in der sehr langen Diskussion, dass in der Gesamtbewertung des Films die Jury absolut gespalten war – zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits.
EDIT: Auch der entsprechende Abschnitt des Wikipedia-Artikels deutet darauf hin, dass nicht nur die Twitter-Empöreria den Film kritisch sieht: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_junge_H%C3%A4uptling_Winnetou#Rezeption Und ganz ehrlich (die verschiedenen großen Begriffe mal unerwähnt gelassen) ist mir nicht klar, wie man diesen Plot umsetzten will, ohne ganz massive Verharmlosung der US-Indianerkriege zu betreiben:
Während sich der 12-jährige Häuptlingssohn Winnetou selbst bereits als großer Krieger sieht, ist sein Vater Intschu-Tschuna der Meinung, sein Sohn müsse noch viel lernen. Als das Ausbleiben der Büffel das Indianervolk bedroht, ergreift Winnetou die Chance, sich seinem Vater gegenüber zu beweisen. Zusammen mit dem Waisenjungen Tom begibt er sich auf ein gefährliches Abenteuer, um das Volk der Apachen zu retten.
Das Bild des historischen Westens, in dem dieser Plot möglich wäre, ist doch spätestens seit der Zeit der Spaghetti-Western, wenn nicht sogar seit den späten John-Ford-Western überholt.
Was Twitter angeht: mittlerweile doch. Was den Wikipedia-Artikel angeht: die Kritik kam wohl vor allem von Kotheschultes Wortbausteinen, die er in der FR abgelassen hat. Geschenkt, überlese ich inzwischen.
Was die Authenzität angeht: Es sollte eigentlich jedem klar sein, dass die über die Wupper geht, wenn der Name May nur im Entferntesten in der Nähe liegt. Also: Sturm im Wasserglas. Mittlerweile sind auf Insta auch die Gegenstimmen lauter geworden, mal sehen, wann der Verlag wieder umschwenkt.
Und weil wir gerade dabei sind und ich es gelesen habe: ein Beispiel für das mittlerweile anscheinend vollkommen bewusstlose Geschreibe von Online-Journalisten findet sich hier. (Falls sie anspringt, nicht über die Paywall beschweren, bei dem Artikel schüttelt man nur den Kopf).
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.