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latho
nicht_vom_forum
klausk Missionarischer Eifer aber, ob von links oder rechts, ist für mich faschistoid. Eine erschreckende Entwicklung.
Im Kontext von Winnetou den Kritikern „missionarischen Eifer“ vorzuwerfen, hat aber durchaus auch ironische Aspekte. Immerhin hat Karl May selbst Winnetou als letzte Worte „Schar-Iih, ich glaube an den Heiland. Winnetou ist ein Christ. Lebe wohl!“ in den Mund gelegt.
Was ist daran faschistisch?
Faschistisch? Nichts natürlich. Ich habe „Missionarischen Eifer“ aber auch nicht mit „faschistoid“ gleichgesetzt. Das finde ich übrigens eine ähnliche Aufweichung des Begriffs „Faschismus“, wie Du sie bei „Rassismus“ beklagst. Missionarisch ist in Karl Mays Gesamtwerk allerdings so einiges. Und darauf bezog sich, beispielhaft, mein Zitat.
nicht_vom_forum Außerdem geht es hier doch gar nicht um die Originale. Es geht um zwei Jugendbücher zum Filmstart von „Der junge Häuptling Winnetou“, also drei neue Werke, die bis auf die Namen nur wenig mit den Vorlagen zu tun haben dürften.
Warum wird dann die Verbindung zu Karl May gezogen?
Weil „Winnetou“ nunmal eine Karl-May-Erfindung ist? Die Verbindung hat aber doch zunächst mal der Autor der neuen Bücher hergestellt und nicht die Kritiker. Er hätte ja auch einen beliebigen anderen Häuptlingssohn zum Protagonisten machen können.
Und hier ist dein Anti-Trolling: Einmal mehr wird der Begriff „Rassismus“ unzulässig aufgeweicht. Und wieso? Weil Twitter und Instagram sich beschwert haben. Wie geschrieben: ohne die Großmäuler auf Twitter wäre die Welt eine bessere.
Es ist alllerdings auch ein Fehlschluss, jede Kritik direkt als unberechtigt zurückzuweisen, nur weil sie von Twitter kommt. Der Film war ja anscheinend auch bei der Jury durchaus umstritten:
„Die Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) hatte die Winnetou-Fortschreibung als „besonders wertvoll“ eingestuft, gegen den erbitterten Widerstand einiger Jury-Mitglieder, wie auf der Homepage zu lesen war: „Nach Sichtung des Films zeigte sich in der sehr langen Diskussion, dass in der Gesamtbewertung des Films die Jury absolut gespalten war – zwischen vehementer Ablehnung einerseits und großer Zustimmung andererseits.
EDIT: Auch der entsprechende Abschnitt des Wikipedia-Artikels deutet darauf hin, dass nicht nur die Twitter-Empöreria den Film kritisch sieht: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_junge_H%C3%A4uptling_Winnetou#Rezeption
Und ganz ehrlich (die verschiedenen großen Begriffe mal unerwähnt gelassen) ist mir nicht klar, wie man diesen Plot umsetzten will, ohne ganz massive Verharmlosung der US-Indianerkriege zu betreiben:
Während sich der 12-jährige Häuptlingssohn Winnetou selbst bereits als großer Krieger sieht, ist sein Vater Intschu-Tschuna der Meinung, sein Sohn müsse noch viel lernen. Als das Ausbleiben der Büffel das Indianervolk bedroht, ergreift Winnetou die Chance, sich seinem Vater gegenüber zu beweisen. Zusammen mit dem Waisenjungen Tom begibt er sich auf ein gefährliches Abenteuer, um das Volk der Apachen zu retten.
Das Bild des historischen Westens, in dem dieser Plot möglich wäre, ist doch spätestens seit der Zeit der Spaghetti-Western, wenn nicht sogar seit den späten John-Ford-Western überholt.
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick