Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Harald Haerter / Dewey Redman – Mostly Live | Bei mir gerade zwei Runden mit dem Zürcher Gitarristen Harald Haerter, der hier in der zweiten Hälfte der Neunziger plötzlich als Jazzer für ordentlich Aufmerksam sorgte. Davor leitete er eine Jazz-Rock Band, von der ich damals auch mal was angehört habe, aber erinnern kann ich mich daran längst nicht mehr. Das zweite Album war vor ein paar Jahren mal irgendwo ein Beifang (ich glaub fast, das ist schon 10-12 Jahre hier und stammt noch aus einem Laden), das oben habe ich gerade nachgeholt. Die Haerter-Band, mit der er sich als Jazzer bemerkbar machte, besteht aus Philipp Schaufelberger (g), Bänz Oester (b) und Marcel Papaux (d). Oester spielt einen federnden Kontrabass, Schaufelberger war schon damals ein Minimalist, die Antithese zur Gitarre des Leaders und in den beiden Monk-Tunes passenderweise der Solist. Haerter selbst bewegt sich irgendwo zwischen Jim Hall einer- und Abercrombie und Scofield andererseits. Bei Scofield hat er in den 80ern mal Stunden gehabt – das merkt man bestimmt, aber eine gewisse Nähe zu Pat Metheny ist auch da (mit Hall als gemeinsamem Bezugspunkt). Das ist keine Musik, die immer schon für mich gewesen wäre, aber ein Album mit Dewey Redman in guter Form ist immer willkommen. Er hat auch zwei Stücke beigetragen („Dewey’s Tune“ und „Walls Bridges“). „Mostly Live“ entstand bei Auftritten in Europa zwischen März 1995 und Juni 1996 – und dass das eine richtige Band ist, zu der auch Redman gehört, merkt man ziemlich klar, fünkt mich (auf einem der kurzen Interludes ist noch Klaus Dickbauer am Altsax dabei).

Zu den Höhepunkten zählt Oesters Ballade „I Still Love You“ und das direkt folgende Zeitlin-Stück „Spur of the Moment“, in dem zuerst Schaufelberger und danach Haerter zu hören sind.

Harald Haerter – Cosmic | In den späten Neunzigern ging Haerter mit seiner Band auf Tour in den USA. Zwischen 1997 und 2000 wurden die sechs Stücke auf „Cosmic“ (2001 bei TCB erschienen) bei Konzerten in den USA mitgeschnitten. Los geht es auch hier mit Monks „Misterioso“ – und hier ist Michael Brecker zum ersten mal dabei (er spielt auf drei der Stücke) und liefert wie ich finde ein tolles Solo ab. Das muss man nicht mögen, aber mich reisst das tatsächlich ziemlich mit. Redman ist auf zwei Stücken dabei, dem Titelstück und dem Clover , den er auch komponiert hat. Einmal ist auch das Quartett mit den zwei Gitarren zu hören. In der Dankesliste taucht auch noch Arthur Blythe auf – wäre natürlich schön, wenn da auch mal noch Aufnahmen auftauchten. Doch es ist schon lange ruhig geworden um Haerter (*1958) und seine Diskographie eh recht klein (ich nehme allerdings an, dass der Discogs-Eintrag nicht vollständig ist – ist aber nur eine Vermutung auf Grundlage der Einträge anderer CH-Musiker*innen, bei denen ich das halbwegs beurteilen kann).

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba