Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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don pullen, tomorrow’s promises (1977)

ich greife wieder den pullen/adams-faden auf, hier das zweite atlantic-album, das um das erste von pullen (live aus montreux) herum aufgenommen wurde. das ist durchaus unter kommerziellen aspekten entworfen, mingus-produzent ilhan kemaleddin mimaroǧlu steckt die beiden jungen wilden in soul/funk/blaxploitation-formeln, in welche sie – auch das so gewollt – ihre individuellen ecken und kanten einziehen. jetzt haben beide ja keinen problem mit dem inside/outside-spiel, mit den ausbrüchen aus ernstgemeinten tighten klassischen formen, swingen tun sie von alleine, und dadurch gelingen ja immer wieder schöne aktualisierungen des mingus-konzepts, zeitgemäß in den spiritual jazz verlängert. aber durch die cleane produktion, das auffüllen mit gitarren, e-piano, percussion, randy brecker, einem r&b-song und lustigen sounds (u.a. ein paar elektronische gewitter des produzenten) entwickelt sich das eher nicht von innen heraus, sondern bleibt ein bisschen äußerliches effekt-tennis. aber das ist vielleicht zu streng, es wäre schön gewesen, wenn „big alice“ ein hit geworden wäre, wenn man pullens clavinet-spiel auf einem stück, das sich natürlich hinter hancock nicht verstecken muss, entsprechend abgefeiert hätte, der späteren popularität hat es wahrscheinlich auch nicht geschadet, aber bei atlantic ging es danach erstmal nicht weiter. ich hör das auch eher so, als würden pullen und adams die ganze zeit darauf lauern, die arrangements in kleine stücke zu hauen, und das macht großen spaß.

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