Madonna begegnete mir zum ersten Mal Ende 1983, als „Holiday“ gerade frisch in die US-Charts eingestiegen war. Casey Kasem moderierte damals die vom AFN weltweit ausgestrahlten „American Top 40“. Mich hatte „Holiday“ sofort elektrisiert und ich notierte mir diesen Titel samt Interpretin. Ich weiß noch, dass Casey Kasem das „-donna“ in ihrem Namen dehnte, so dass es wie das „a“ im Vornamen „Dana“ klang, also wie „Ma – daaana“:
„…and this is a brand new single from Ma – daaana, this week in our chart at number…“ Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, dass nicht Ma-daaana, sondern Madonna gemeint war. Fürwahr ein historisches Ereignis, dieser Charteinstieg von „Holiday“ – und ich kann sagen, ich bin dabei gewesen!
Ein braves katholisches Mädchen, angeblich noch Jungfrau (wers glaubt), aber geldgeil bis über beide Ohren! Ein feines Früchtchen also, auch noch mit berückend italienischem Einschlag, und die Musik gefiel mir – es war jedenfalls rasch um mich geschehen.
Es muss 1985 gewesen sein, im Hochsommer. Dorfdisco in einem kleinen Nest im Ostharz. Die Party fand in einer alten, verwitterten Scheune statt, nebenan liefen Hühner herum, Schafe dösten in der Abendsonne, ringsum Maisfelder. Es gab reichlich Cola-Wodka und der DJ gab sich alle Mühe, spielte Titel wie „Slice Me Nice“ von Fancy, „Live is Life“ von Opus oder „Maria Magdalena“ von Sandra. Erste Tanzversuche mit meiner Urlaubsbekanntschaft, einem anmutigen, geradezu madonnenhaft aussehenden Mädchen namens Brit. Passend dazu „There Must Be an Angel“ von den Eurythmics – die Playlist wurde immer besser! Plötzlich erscholl „Into the Groove“ von Madonna aus den hämmernden Vermona-Boxen, und wir stürmten auf die Tanzfläche. Wir hoben alle ab, die ganze Scheune, und wie Lichtfunken stiegen wir auf in den nächtlichen Sommerhimmel… Ein großartiger Popsong, der bis heute nichts an Vitalität eingebüßt hat.
Ansonsten besteht bei Madonna ja die Gefahr, dass man sich manche Titel einfach übergehört hat und sie deshalb nicht mehr auflisten kann. Ich komme daher nicht umhin, die Jungfrau schweren Herzens auf dem Altar des guten Geschmacks zu opfern und das materialistische Mädchen gleich hinterherzuschicken: „Like a Virgin“ und „Material Girl“ müssen also aus meiner Liste weichen, kämen irgendwo weiter unten. Es bleiben aber noch genügend Titel, die ich ebenso gefühlte 100000-mal gehört habe, zu allen Zeiten im Radio, im TV oder auf Tonträgern aller Art. Hier meine relativ spontane Liste, mit deutlichem Übergewicht der frühen Jahre:
01 Into the Groove (1984)
02 Holiday (1983)
03 Angel (1984)
04 Dress You Up (1984)
05 Lucky Star (1983)
06 Borderline (1983)
07 The Look of Love (1987)
08 Get Together (2005)
09 Live To Tell (1986)
10 Physical Attraction (1983)
11 Frozen (1998)
12 Papa Don’t Preach (1986)
13 Pretender (1984)
14 Justify My Love (1990)
15 God Control (2019)
16 Human Nature (1995)
17 Shoo-Bee-Doo (1984)
18 La Isla Bonita (1986)
19 Let It Will Be (2005)
20 Devil Pray (2015)
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