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nicht_vom_forum
motoerwolf@.latho:
Zustimmung.
Als woke „Antirassisten“ angefangen haben, den Begriff PoC zu BIPoC zu erweitern, war doch im Grunde schon klar, wohin die Reise geht. Manche Gruppen müssen eben extra herausgestellt werden, damit auch sicher ist, wer die Opferolympiade gewinnt.Naja… Mal komplett außen vor gelassen, wie schräg der Begriff „Opferolympiade“ ist und wo er herkommt, hat das Kürzel BIPoC ja an sich durchaus seine Berechtigung. Jedenfalls in Ländern wie den USA oder Kanada, wo der Begriff herkommt. Dass es wenig Sinn ergibt, den Begriff beispielsweise auf Deutschland zu übertragen, wo es niemanden gibt, der im US-Sinn „Black“ ist und „Indigenous“ höchstehs die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein und die Sorben trifft (die dafür wieder keine PoC sind), ist doch davon nicht berührt.
Der gleiche Unsinn ist es, die LGBT-Flagge ständig um irgendetwas zu erweitern. Wer nicht begreift, dass es mehr als zwei, drei Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten gibt, wird durch eine erweiterte Flagge sicher nicht umgestimmt. Dafür treiben immer kleinere Gruppen immer weiter die Spaltung der Community voran. Und auch das Unverständnis der sich als monogame, hetereosexuelle, binäre Mehrheit Begreifenden. Wenn zum Beispiel Asexuelle jetzt zum Teil so tun, als hätten sie die gleichen Probleme wie ein Homosexueller sie teils bis heute hat, und das mit der Sexualisierung der Gesellschaft begründet, dann ist das für mich lächerlich und nur ein Schrei nach Beachtung.
Auch wenn ich Dir im Grunde zustimme, finde ich den Tonfall überzogen. Wir sind nunmal gerade in einem gesellschaftlichen Findungsprozess und da geht es auch mal drunter und drüber. Zu meiner Schulzeit (d. h. in den 80ern) kamen Homosexuelle, von Transsexuellen gar nicht zu reden, in der kleinstädtischen Welt gar nicht vor – und wenn, dann höchstens als Schimpfwort. Wenn der Preis dafür, dass homosexuelle Paare jetzt weitgehend als normal wahrgenommen werden, ist, dass alle paar Jahre ein paar Streifen an die Regenbogenflagge angefügt werden, dann finde ich das nicht zu hoch.
Ironie an: Du hast Transsexulle gesagt, jetzt dürfte ich dich leider nicht mehr ernst nehmen. Das ist ein boshafter, reaktionärer Begriff, und wenn du ein echter Ally wärst, wüsstest du das. Egal, ob es dich betrifft. Ironie aus.
Darüber hinaus ignorierst du die große, weder indigene noch schwarze Bevölkerung in den USA und marginalisierst sie. Der Begriff BIPoC ist auch dort unangebracht. Nur weil zum Beispiel die Chinesen nicht so laut über das beim Eisenbahnbau erlittene Unrecht klagen wie es die Schwarzen über die Sklaverei tun, ist das Unrecht nicht weniger himmelschreiend.
Im übrigen ist es nichts neues, dass Opfergruppen sich gegenseitig herabwürdigen. Die deutschen KZ waren kaum befreit, als jüdische Überlebende anfingen, über Homosexuelle in den Lagern auf eine Weise zu sprechen und zu schreiben, die der Sprache der Nazis kaum nachstand. Der Begriff Opferolympiade will von meiner Seite aus nichts anderes sagen, als dass diskriminierte Gruppen oftmals dem Drang unterliegen, ihr eigenes Leid als das schlimmste zu begreifen und anderen ihr Leid abzusprechen. Es spricht nichts dagegen, wenn jeder seine Leidensgeschichte präsentiert (tue ich auch), aber immer diese Hinweise, das die eigene Gruppe nun wirklich am schlimmsten gelitten hat, erinnert nun mal an das olympische schneller, höher, weiter.
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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame