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shirley horn, you’re my thrill (2000)
2000, in dem jahr, in dem jeanne lee stirbt (abbey lincoln singt auf ihrem memorial concert), wird für shirley horn nochmal alles aufgefahren: tommy lipuma übernimmt, johnny mandel soll arrangieren und den erfolg von HERE’S TO LIFE wiederholen, die sängerin kommt in die foto- und grafikhölle, die ein premiumprodukt verkaufen will. es ist das letzte album, auf dem sie selbst noch klavier spielen kann, und auf dem charles ables, ihr jahrzehntelanger e-bassist, zu hören ist, der ein jahr später stirbt. wäre das allerletzte album, das trotzdem noch entsteht, nicht so toll, wäre das hier der perfekte abschluss – ein unglaublicher vortrag, in dem horn das tempo setzt, das material bestimmt und johnny mandel kopfzerbrechen bereitet, weil er erst im nachhinein was dazu schreiben darf. und dann schweben seine orchesterwolken da ganz sensibel rein, decken überhaupt nichts zu, lassen das ganze album abheben. der closer ist das meisterstück, 8 minuten lang „all night long“ von curtis lewis, das trio macht daraus etwas, das man nicht mehr notieren kann, und trotzdem kriegt mandel es hin, erst ein holzbläserensemble, dann seine streicher unterzuheben, zwischendurch dramatisch pause zu machen, nur, damit charles ables mit seiner bassfigur wieder alles auf null setzen kann – ich glaube, das ist mein lieblingsstück von ihr.
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