Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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J.J. Johnson – Heroes | Zum Ausklang der langen Karriere gab es als letztes nochmal ein Album mit der Working Group, die immer noch auf Dan Faulk (ts/ss), Renee Rosnes (p), Rufus Reid (b) und Victor Lewis (d) bestand. Aufgenommen wurde das Album an vier Tagen im Oktober 1996, erschienen ist es erst 1998, Joe Goldberg schrieb die Liner Notes, und diese sind auf „April 1998“ datiert. In der Mitte des Album führt ein kurzes Klavier-Solo-Stück („Vista“) den Gast Wayne Shorter ein, dem Johnson „In Walked Wayne“ widmete. Im Anschluss führt ein Duo des Leaders mit Rosnes über „Better Days“ wieder zurück zur Band, die direkt danach in Davis/Evans‘ „Blue in Green“, durch Don Sickler am Flügelhorn erneut erweitert wird. Danach folgt noch „Blue Train“ von Coltrane. Als Opener und Closer ist „Carolyn“ zu hören, mit dem Zusatz „in the Morning“ bzw. „in the Evening“ – gewidmet Johnsons zweiter Ehefrau. Der Besuch von Shorter im Studio kam übrigens ziemlich zufällig zustande: Johnson hatte das Stück in loser Anlehnung an „In Walked Bud“ von Monk komponiert, ohne dass es schon seinen Namen erhalten hatte. Beim Feinjustieren kam Johnson der Gedanke, dass es etwas von der Kompositionsweise Wayne Shorters habe. Das erzählte er seiner Managerin, und die meinte: „Wouldn’t it be great if we could get Wayne Shorter?“ – Shorter hatte im Juli seine Frau beim Absturz der TWA 800 verloren, Johnson ging also nicht davon aus, dass das klappen würde. Und klar: „The result is what producer Richard Seidel justifiably calls a rarity these days – ‚a seven minute acoustic improvisation by Wayne Shorter.'“. Dieser Zustand änderte sich ein paar Jahre später ja zum Glück wieder, aber in eins der Konzerte des Shorter Quartet habe ich es leider nie geschafft. Das Album als ganzes haut mich nicht um, es ist wohl von den späten Johnson-Alben für Polygram/Verve dasjenige, das am ehesten mit den späten Alben Joe Henderson verglichen werden kann: unaufgeregt, sehr gut gemacht, aber der Funke fliegt nur ein paar Male – zum Beispiel im Stück mit Shorter:

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba