Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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pinball-wizard

gypsy-tail-wind

pinball-wizard@.gypsy-tail-wind: The Eminent Vol. 1 + 2 stehen bei mir.

Ah, okay – die sind natürlich auch sehr gut, aber ich meinte dann wen anderes, bei dem ca. vor ein paar Monaten mal eins der Columbia-Alben lief … lotterlotta vielleicht? Ich halte die Columbia-Alben für eins der richtig guten Kapitel der klassischen Hard Bop-Ära. Aber eben: erwähnt werden sie höchst selten, dünkt mich (nicht nur hier, wir sind ja nicht besonders repräsentativ )

Ich nehme das gerne als Tipp zum Weitermachen mit.

Auf jeden Fall! Das blöde ist halt, dass die Alben praktisch nicht auf offiziellen CDs greifbar sind (es gab mal „Dial J.J. 5“, sonst glaub ich kein einziges!) und LPs wohl auch rar/teuer sind. Ich hab das alles in einer Mosaic-Box, die leider auch 26 Jahre noch bitter nötig ist (viele – v.a. mit Blue Note-Aufnahmen – wurden mit den Jahren ja obsolet, aber ich mag die Dinger eh). U.a. drin: das Quintett mit Bobby Jaspar, Tommy Flanagan, Wilbur Little und Elvin Jones („Dial“ ist mit denen), zwei Quartett-Alben mit Flanagan/Chambers/Roach, dann spätere Working-Groups mit Nat Adderley, und dann nochmal Adderley/Jaspar, da wechselt das Klavier von Flanagan zu Cedar Walton, später kamen Freddie Hubbard und Clifford Jordan dazu und am Bass in der Version der Band der hervorragende, leider wenig bekannte Arthur Harper. Es ist wirklich schade, dass die Sachen nicht einfacher zu finden sind, auch weil die anschliessenden Alben (Big Band für RCA) vor dem Verschwinden in den Hollywood-Studios nicht mehr so gut sind. Auch „Proof Positive“ auf Impulse finde ich etwas weniger gut, aber das kriegt man immerhin einzeln auf CD und Harper ist dort auch nochmal dabei. Johnson tauchte dann erst Jahre später wieder bei richtigen Jazz-Sessions bzw. als Leader auf, 1977 gab’s in Japan Live-Aufnahmen für Pablo mit Nat Adderley (wie schon in der ersten Version der Band bei Columbia als Quintett ohne Sax), „Pinnacles“ (Milestone, 1979), „Concepts in Blue“ (Pablo, 1980), bei Pablo ging das noch etwas weiter, bis 1984 (das Album mit Al Grey liegt hier auch als CD herum) … und dann geht es wieder bis 1991, bis die Village Vanguard-Aufnahmen von 1988 herauskamen. Ab da gibt es keine solchen Löcher mehr, immerhin.

Die nächste Runde folgte im Juni 1992 für Concord und läuft gerade:

J.J. Johnson – Vivian | Da psst für einmal das Klischee-Bild, das man von Concord halt so hat: alles sehr gepflegt, warmer Klang, etwas glatt vielleicht, viele Balladen … Johnson ist der einzige Bläser, dafür wird die Rhyhmusgruppe durch Ted Dunbar an der Gitarre vierköpfig – und er ist auch neben dem Pianisten Rob Schneiderman der andere regelmässige Solist – und Pianist der Combo TanaReid von Bassist Rufus Reid und Drummer Akira Tana, die hier ebenfalls mitwirken. Es gibt einmal mehr zehn Stücke, die teils sehr kurz sind („What’s New“ ist mit 2:56 Minuten das kürzeste), das Material besteht fast nur aus Songs von Porter, Berlin, Gershwin usw., dazu kommt wieder ein altes Stück, „Frankie and Johnny“ (lief hier neulich grad in der Version von Sam Cooke). Das Album hat aber einen nachdenklichen Unterton, denn es ist Johnsons 1991 verstorbener Frau Vivian gewidmet. Sie war 1988 dabei, als er in Japan tourte und erlitt einen Schlaganfall. Ein eher verhaltenes, sehr schönes Album also, das bei mir ein paar Durchläufe benötigt, um seine wirkung zu entfalten.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba