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J.J. Johnson – Standards: Live at the Village Vanguard | Mit meiner Wertschätzung für J.J. Johnson stehe ich hier soweit mir bekannt ist ziemlich alleine da ( @pinball-wizard war mal an frühen Columbia-Aufnahmen dran, richtig?) – sehr schade, finde ich, und gerade die beiden 1988 aufgenommen, aber erst 1991 bei Antilles in den USA und EmArcy in Europa (noch vor „Gitanes“ als Label/Serie aktiviert wurde) sind echt klasse. Da ist wieder mal Ralph Moore dabei (ts/ss), zudem Victor Lewis, Rufus Reid und Stanley Cowell. Hab grad die Jahrgänge geguckt: Cowell ist 17 Jahre jünger als Johnson, Reid nur nochmal 3 Jahre jünger – war mir nicht bewusst, dass er so alt ist (*1944). Lewis und Moore sind nochmal je etwas jünger (*1950 bzw. *1956), aber im Sommer 1988 waren das alles keine Jungspunde mehr, und mich dünkt das merkt man der Musik an: sie strahlt eine Souveränität aus, wirkt gemittet und geerdet, wie das bei Lions-Bands aus der Zeit nicht der Fall ist. Das kann man mögen oder eben nicht, mich spricht bei Johnson einfach immer sehr viel an (egal ob 1956 oder 1988): nicht nur sein wunderbares Spiel der Posaune, sondern auch die gute Wahl des Materials, besonders aber die Arrangements, die – oft mit ganz einfachen Mitteln – dafür sorgen, dass die Musik nicht wie eine Blowing-Session wirkt, in der jeder in jedem Stück ran darf, immer zuerst die Bläser. Und was er hier sehr bewusst tut – womöglich vom Revival der Achtziger angeregt – ist auch eine eigene Art der Traditionspflege, die weit über den Bebop hinausgeht: los geht es mit „See See Rider“, aber da wird dann auch der „All Blues“ eingearbeitet – und das völlig organisch.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba