Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Ich höre gerade … Jazz! › Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!
betty carter, i’m yours, you’re mine (1996)
endlich auf umwegen zu mir gelangt, betty carters letztes album, 2 jahre vor ihrem tod mit musikern aufgenommen, die, mit ausnahme von curtis lundy, alle in den 90ern erste diskografische einträge haben (und aus manchen ist noch was geworden, vor allem aus mark shim und gregory hutchinson, aber auch die karriere von pianist xavier davis kann sich sehen lassen).
das ist ein sehr eigenartiges ding, sehr beeindruckend, ich kann’s noch nicht so richtig greifen. es hat durchgehend etwas schwebendes, was nicht nur an hutchinsons durchschwingenden becken liegt. die arrangements sind eigenartig, voller mehrdeutiger akkorde, xavier davis fängt carters entgleiten gar nicht ein, sondern entgleitet einfach mit, womit mark shim und der posaunist andre hayward gar keine schwierigkeiten zu haben scheinen, sie spelen sehr saubere linien in dieses undurchsichtiges gewebe. „close your eyes“ endlich mal im richtigen mid-tempo und auch mal wiklich spannende versionen von weill-songs, aber was für ein ding ist das titelstück, das einzige original? eine traurige abwärtslinie als motiv, ein blues-b-teil, der wie collagiert wirkt, carter singt ohne text, shim haucht dazwischen. vieles wird ausgeblendet. ein merkwürdiges ritual, angesichts dessen man irgendwann andächtig wieder die tür von außen schließt. komplett eigenes tempo – und es klingt fast, als hätt carter dafür ein eigenes akkordsystem erfunden. da geht nochmal ein neuer film los.
--