Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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@atom Alles klar, bin gespannt … wie gesagt, mir scheinen sich da und dort allmählich Zugänge zu öffnen. Ich finde Shorters Alben aus den Siebzigern und Achtzigern allesamt schwer zu entziffern. Solche „Gigs“ wie die zwei mit Petrucciani bereiten keine Probleme, V.S.O.P. auch nicht – da spricht er eine bekannte Sprache. Auf seinen eigenen Alben verfolgt aber Pfade, die sich mir nicht einfach so entschlüsseln.

Vorhin:

Kenny Barron/Roy Haynes/Charlie Haden – Wanton Spirit | Das habe ich trotz Haden bis vor zwei oder drei Jahren ignoriert – was eindeutig ein Fehler war! Ich bin mit Barrons Verve-Alben allein in allem nach wie vor etwas weniger warm als erhofft/erwartet – bis auf die beiden Live at Bradley’s mit Live-Aufnahmen von 1996, die aber erst in den Nullern erschienen sind. Aber das hier ist echt gut – und „Other Places“ auch. Den Anlauf mit dem überlangen „Things Unseen“, wo das erneuerte Quintett (Eddie Henderson, John Stubblefield, David Williams, Victor Lewis) auf ein paar Gäste (John Scofield, Mino Cinelu, die Geigerin Naoko Terai) trifft, habe ich vorhin nach einer halbe Stunde abgebrochen.

Jetzt:

John Lewis – Midnight in Paris | Das Album geriet erst vor ein paar Jahren in den Fokus, als ich mich endlich mal um die Gitanes-Alben von Christian Escoudé kümmerte (ich hatte davor nur das aus dem Hell’s Kitchen mit Tom Harrell) – jetzt passt es auch gut, weil ich ja gerade das „Private Concert“ wieder angehört habe. Im Dezember 1988 aufgenommen und 1989 noch ohne Gitanes-Label auf PolyGram Frankreich veröffentlicht, sind hier neben dem Leader und Escoudé auch Daniel Humair am Schlagzeug und abwechselnd Pierre Michelot und Michel Gaudry am Bass zu hören, zudem auf drei der sieben Stücke Lewis‘ Sohn Sasha am Altsax. Die LP-Version enthielt ein Stück weniger, das hier als zweites eingeschobene „Round Midnight (ohne Sax). So richtig zwingend ist das nicht, aber es gefällt mir schon ganz gut. Und Lewis tauchte dann ja bei Escoudé nochmal auf: auf dem Album, das Escoudé/Michelot als Co-Leader zugeschrieben ist, ist er ein ganz normaler Sideman (krass, irgendwie)*. „Django“ finde ich auf jeden fall ganz toll, Escoudé präsentiert hier das Thema (Sasha Lewis setzt auch aus, er spielt auf dem Opener/Titelstück, dann mittendrin auf „Sait-on jamais“ und auf dem Closer „Delauney’s Dilemma“ wieder, ohne ihn gibt es ausser den zwei schon genannten Stücken noch „Saint-Germain-des-Près“ und „Afternoon in Paris“).

*) Edit: das ist natürlich Hank Jones, der aber bei Gitanes auch nur so am Rand unterkam – und wie Lewis ein grossartiges Album ablieferte, „Upon Reflection“ – und mit Haden als Co-Leader noch eins, „Steal Away“ (und viel später – wie das Weston/Harper-Duo eine Art Nachtrag, als es die Alben bei Universal eigentlich längst nicht mehr gab – folgte noch „Come Sunday“).

zuletzt geändert von gypsy-tail-wind

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