Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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vorgarten

gypsy-tail-wind – das ist nochmal eine Schiene, die ich recht interessant finde, da gibt es Alben von Frank Morgan oder auch von Johnny Griffin – von letzterem dann wie von Johnson auch folgte auf Verve selbst noch was (bei Morgan gab’s auf „Listen to the Dawn“ beide Logos, aber danach zog er zu Telarc weiter, wo dann ein Album mit dem Gitanes/Verve-Musiker Rodney Kendrick entstand).

guter hinweis. BOP! habe ich damals wegen kendrick rauf und runter gehört, aber mir nie den output von morgan auf antilles angesehen. bin gerade schockverliebt in die gitarrenrythmusssektion auf LISTEN TO THE DAWN, aber ich denke, ich fange von vorne an (MOOD INDIGO, kann man alles streamen). 1991, auf dem zweiten album, ist schon abbey lincoln dabei… so richtig weg scheit morgan nicht gewesen zu sein, in den 80ern gibt es einiges auf contemporary. aber in den jahrzehnten davor klafft eine lücke, zumindest, was leader-alben angeht.

Das Comeback beginnt halt 1985. Davor ist schon ein langes Loch, soweit ich weiss. Gemäss Wikipedia sass er bis April 1985 ein, musste danach aber (also nach den ersten neuen Aufnahmen) bis Dezember 1986 nochmal einsitzen. Ich hab inzwischen immerhin zehn Alben da, aber die meisten noch kaum oder sehr lange nicht angehört. Viermal Contemporary, dreimal Antilles, zweimal Telarc und eins der Highnote-Alben mit Cables (Vol. 2, der jüngste Zugang, noch gar nicht angehört, da kaufe ich dann mal noch weier, wenn sich die Gelegenheit ergibt)

Den Post hatte ich nach den zwei Morgan-Alben oben geschrieben, aber mal wieder nicht gemerkt, dass er noch nicht raus war. Genau wie redbeans oben schreibt, denke ich war das wohl (und Ornette hatte ja 1982 schon ein „richtiges“ Antilles-Album gemacht). Einfach vermute ich, dass es zwischen solchen eigenen Labeln (Antilles, Gitanes) und den Serien nochmal einen Unterschied gab (wie Impulse 2-on-1, dort war Doug Payne ja auch involviert, aber das lief tatsächlich über Deutschland, die LPR-Serie, die später in die Originals morphte lief wohl über die Zentrale in den USA, aber solche „lokalen“ Serien gab’s ja auch anderswo, z.B. auch die Elenco-Reissues bei EMI so um 2004 herum).
Noch ein Rätsel: Birdology – das lief über PolyGram Frankreich (wie Gitanes) – und ging dann aber rüber zu Atlantic (kurz vor dieses von Warner gestoppt wurde, 1998 oder so – das war auch die Zeit, als Atlantic plötzlich auf Savoy-Reissues auftauchte, teils dort über was anderes geklebt, z.B. bei der Coltrane/Harden Doppel-CD), und um 2000 herum ging der Birdology-Katalog dann (via Lizenz, sagt Discogs) zu Dreyfus (auf der dritten „Essence“ von Jamal, 1998 herausgekommen und heute hier im Briefkasten, sind die Logos von Birdology und Atlantic zu sehen – das ist mir völlig neu, hatte bisher keine so späten Birdology-CDs in den Händen gehabt).
Das Atlantic-Logo verschwand dann aber eh auch ziemlich von der Bildfläche, einerseits liefen Reissues schon länger unter Rhino, andererseits neue Produktionen längst über Warner (das ist aber von den Big Three der Konzern, dessen Geschichte mich am wenigstens interessiert hat, eigentlich ist da ja mit Blick auf die letzten 6-7 Jahrzehnte nur Atlantic wirklich von Belang … dann allenfalls die Übernahme von Nonesuch, die ja auch eine lange Vorgeschichte hat, wie ich schon mal gelesen hatte, aber erst irgendwann in den frühen Nullern – z.B. bei Brad Mehldau – sichtbar wurde?)

Und ja, ich denke das mit dem „keinen Sinn“ und „viele unterm selben Dach das gleiche machten“ – das kommt dann wohl so hin. Sind halt gewachsene Strukturen, und wenn in solchen grossen Firmen auch mal was fusioniert wird, ein Konkurrent übernommen, kann es gut einige Jahre dauern, bis das in der Organisationsstruktur sichtbar wird (hab ich ja am Rande selbst mal erlebt, als Rückversicherer Nr. 2 die Nr. 4 übernahm und meinte, damit die Münchner überflügeln zu können, mit dem Resultat, dass ihm selbst massiv die Flügel gestutzt wurden … die Nachwehen dauerten Jahre, die Flurbereinigung schmerzte selbst im Mutterhaus, aber das ging erst los, nachdem der Jäger in die Wüste geschickt und der erste der der Konsolidierer erstmal konsolidert hatte. Und in anderen Fällen kann es auch so sein, dass das erste Assessment zum Ergebnis führt: läuft, lassen wir’s laufen, und erst 5 Jahre später wieder was anders entschieden wird … die 90er waren da im Vergleich zu heute noch gemütlich.

Es läuft:

Shirley Horn – Here’s to Life | Das ist dann Gitanes, aber Allard steht nur in den „thanks“, denn produziert hat ja gleich Johnny Mandel – und Richard Seidel ist als executive producer geführt. Aber ist ja klar, wenn man da eh über die Chefetage eine Verbindung hat, kann man die ja auch mal nutzen … ich hab das übrigens im „Originals“-Reissue, und das kam 2005 heraus – meine Vermutung war also ziemlich korrekt. Hatte davor drüber gelesen und das Reissue sofort gekauft, als es auftauchte. Und es ist auch heute wieder ganz toll zu hören.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba