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abbey lincoln, wholly earth (1998)
ein bisschen rauer als die vorherigen produktionen, die band (cary, ormond, garnett) darf aufdrehen, lincolns intonation sitzt nicht immer perfekt, die themen sind anders, spiritualistischer, himmelskörper werden besungen, andere zeit- und raumordnungen vorgestellt, zu benny carters „another time, another place“ kommt lincolns eigener song „another world“ dazu, auch das zauberreich von oz ist anwesend („if i only had a brain“). zum kratzen und klappern und rumpeln (relativ viel percussion hier) kommen die schwebenden sounds von bobby hutcherson, die manchmal erweitern, manchmal aber auch ein bisschen unfokussiert sind und zu viel füllen, was stark auffällt, weil die saxofon-gäste bisher sehr genau auf lücken geachtet haben, die sie nutzen durften. in diesem stil hier zwei großartige soli von nicholas payton, der ja von sich behauptet, keinen „jazz“ zu spielen, sondern „postmodern new orleans music“. irgendwie ist das alles ein toller trip, wilder als die anderen alben, manchmal auch ein bisschen übers ziel hinaus geschossen, wie z.b. das duett mit oscar brown jr.s tochter in einem eigenartigen latin-rhythmus, das gleich am anfang nicht richtig ernst genommen werden will (aber dann auf einem verve-sampler landet, ich hatte den auch, @redbeansandrice). der closer ist da viel aussagekräftiger, „learning how to listen“, ein selbstermächtigungsfazit, bescheiden, aber auch sehr deutlich (und da sitzen die ligaturen von hutcherson so perfekt wie sein solo).
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