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komme auch endlich mal wieder zum hören.
geri allen, maroons (1992)
das wohl selbstbewussteste leader-album von allen, die hier ihr gesamtes kompositions-buch noch mal öffnet und neu einspielt, dabei mit doppelbesetzungen experimentiert: trompete (mentor belgrave, ehemann roney), bass (dwayne dolphin, anthony cox) und drumms (tani tabbal, pheeroan aklaff). es gibt duos, trios, quartette und erweiterungen durch doppelbesetzungen, das ist alles sehr bewusst so gesetzt, nicht aus der not verschiedener sessions heraus entstanden (im booklet gibt es ein bandfoto mit der kompletten besetzung).
den kern bildet trotzdem das trio mit dolphin und tabbal, die fantatstisch aufeinander eingespielt sind. was tabbal auf dem stück „bed-sty“ macht, kann kein weißer drummer spielen, glaube ich. das hat eine analytische klarheit, ist mit durchgestrecktem rücken gespielt und bündelt und katapultiert die gesamte energie der komposition tänzerisch nach vorne. wallace roney schlägt sich gut im material seiner frau, die miles-beschwörung ist hier nicht so zu spüren, aber dadurch wirkt er auch austauschbarer (graham haynes wäre hier eine interessante wahl gewesen, aber das hätte sie ihrem mann wohl nicht verständlich machen können).
auf den fotos, die das artwork dominieren, ist allen im stil der 30er geschminkt und kostümiert, in robert altmans KANSAS CITY film wird sie ein paar jahre später mary lou williams spielen (den film und die begleitende musikdoumentation sollte man im 90er-zusammenhang auch noch mal sehen, genau so wie MO‘ BETTER BLUES). stilistisch ändert sich hier was, das eckige des stils hat weniger mit monk oder nichols zu tun, es wird in postbop-akkorde eingebettet, geöffnet, der vortrag insgesamt ist dichter, aufwendiger. es gibt einen kämpferischen kulturellen rahmen, nicht nur durch das maroons-thema, im booklet ist auch ein langes gedicht von greg tate, es geht darum, das eigene zu ientifizieren und aufzuladen. mir ist das album trotz der abwechslungen etwas zu lang, es ist aber ein brillantes statement.
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