Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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gypsy-tail-wind

Michele Rosewoman Quintessence – Guardian of the Light | Ich kann das vom ersten Eindruck her nicht so wirklich verorten, aber es gefaällt sehr! Die oberflächlichen Verbindungen gehen in diverse Richtungen: vom Saxophonisten Craig Handy und „Weird Nightmare“ zu Mingus bzw. der Mingus Big Band, aber auch zu Abdullah Ibrahim; vom anderen Saxophonisten Steve Wilson zu Kollegen wie Don Braden, Bill Stewart oder Ralph Peterson, aber auch zu Dave Holland (bei dem auch Drummer Gene Jackson ein Album vor Wilson war, als auch Cassandra Wilson gastierte) und zur Joe Henderson Big Band (später gehört er zu Maria Schneiders Band) und zur Pianistinnen-Kollegin Renee Rosnes, vom Bassisten Kenny Davis ziemlich überallhin damals (Geri Allen, James Carter, Cassandra Wilson, Steve Coleman, Tom Harrell, aber auch Art Farmer, Jimmy Owens oder Chico Hamilton). Mich dünkt jedenfalls, dass die Mingus- und Monk-Cover hier durchaus drauf hinweisen, dass sich diese Musik aus anderen Quellen speist als die Zeitgenossen, von denen wir es hier grad häufig haben: nicht Miles‘ zweites Quintett und der Hauptstrom des Hard Bop, sondern Mingus, Monk, aber auch Einflüsse wie Ellington, Hemphill oder Cecil Taylor. Und Funk fehlt auch nicht (Davis spielt auch elektrische Bassgitarre). Interesssant, aber dann auch recht weit weg von den Orthodoxen Löwen oder denen, die Hip Hop absorbierten? Aber vielleicht höre ich das nach einer halben Stunde auch noch längst nicht richtig. Die sind übrigens alle Jahrganz 1961 bzw. Handy 1962, Rosewoman selbst aber 1953 und damit etwas älter als die Junglöwen (Branford Marsalis ist 1960er, Wynton 196er, Kenny Kirkland – und eben auch Mulgrew Miller – waren 1955er, wobei ich letzteren ja auch nicht zu den Young Lions zählen würde, irgendwie – seine Quellen dünken mich aber schon deutlich konservativer als die von Rosewoman).

Okay, hintenraus gibt’s nochmal andere Töne … ändert nichts an den sehr breit gestreuten Einflüssen/Quellen, aber ein Blick in die Diskographie zeigt ja auch, dass Osby, Coleman, Carrington und andere zu ihren Kolleg*innen zählten, auch Gary Thomas, Mark Shim. Da muss ich wohl dranbleiben bzw. mal ein paar Sachen auf die Merkliste setzen, so einiges ist nicht so leicht zu kriegen, wie es scheint.

Und da geht Dank denn auch an @soulpope raus, der Rosewoman ja hier immer mal wieder wähnt hatte :good:

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