Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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ja! vorhin noch von einem standards-album von sanborn gelesen, das lipuma produzert hat und auf dem jimmy scott auftaucht. guter produzent.

shirley horn, you won’t forget me (1991)

horns mann bei verve war richard seidel (auch der von joe henderson und cassandra wilson), er hat ihrem trio hier ein paar gäste dazugeladen, damit das programm „lange ballade, kurzer swinger“ auf cd-länge etwas abwechslungsreicher wird. heute würde man mit horn wahrscheinlich wieder perfekte 40-minuten-alben produzieren. eine ideologische umarmung durch die jungen löwen wird versucht, stanley crouch schreibt liner notes, die nur aus superlativen, name dropping, also schaumschlägerei bestehen (es kriegt keine einzige konkrete beschreibung von horns stil hin). da muss man manchmal zweimal lesen: „and though horn’s province of choice is the romantic song, one can always hear the avoidance of the sentimental that characterizes the best of afro-american church music and blues“. ist ja im prinzip nicht ganz falsch, aber man ist geneigt, das psychologisch zu lesen. an anderer stelle erklärt horn selbst, wie sie auf die marsalis-brüder (die hier beide einen kurzen tollen job machen) gekommen ist: sie hat branford im fernsehen gesehen!

buck hill ist wieder dabei, toots thielemans tatsächlich eine schöne auflockerung, ein paar mal kommt die alte rhythm section buster williams/billy hart alternativ zum einsatz, aber dann natürlich der knaller: für miles davis‘ auftritt wird in einen lockeren groove gewechselt. höhepunkt ist trotzdem die slow bossa über „if you go“, mit tollen solo-einlagen von horn (überhaupt improvisiert sie hier mehr).

da ich ja immer glaube, dass horn sehr bewusst immer schwarze komponisten vorstellt: hier fallen zwei songs von joe greene auf, der in der zweiten hälfte der 40er für stan kenton geschrieben hat („don’t let the sun catch you cryin'“ und „soothe me“).

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