Antwort auf: jazz in den 1990ern

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vorgarten

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gypsy-tail-wind
Aktuelles
– Diana Krall „Only Trust Your Heart“, „All for You“, „Love Scenes“, „When I Look In Your Eyes“
– Brad Mehldau „Live at the Village Vanguard – The Art of the Trio Vol. 2“, „Songs – The Art of the Trio Vol. 3“
– Joshua Redman „Mood Swing“, „Spirit of the Moment – Live at the Village Vanguard“
– Greg Osby „Banned in New York“
– Jacky Terrasson „Alive“
– Seamus Blake „The Bloomdaddies“
– Branford Marsalis „Buckshot Le Fonque“
– Bill Stewart „Telepathy“
Das sind wohl die Alben von damals jüngeren Leuten, die mir – in ungefähr der Reihenfolge – nah waren.

den hype um diana krall habe ich schon ganz gut verstanden, abgesehen vom erotischen aspekt (überhaupt: die zweite welle der young lions – krall, redman, mehldau, carter – wurde doch vor allem als hot verkauft, nicht als ehrwürdige traditionalisten, oder? vielleicht haben sie auch deswegen mehr spaß gemacht – bis dann david sanchez mit den ganzen rollkragenpulloverfotos kam, da wurde es dann lächerlich) ist sie einfach sehr gut und auch als sängerin liegt sie mir durchaus. BANNED IN NEW YORK, klar, das war ein neuer traditionalismus-bezug, von dem aus mich allerdings moran dann mehr interessiert hat. terrasson hat mich nie gekriegt, blake und stewart sind mir eher unangenehm aufgefallen (bei blake weiß ich nicht mehr, warum ich den so negativ abgespeichert habe, eigentlich kenne ich den gar nicht).

BUCKSHOT LEFONQUE ist ein schwieriges ding. natürlich macht das spaß und kommt auch sehr lässig daher, all die prominenten leute, die sich da so ungzwingen darauf einließen (hargrove usw.), waren nicht oberflächlich – trotzdem hat mich das genauso wenig überzeugt wie die anderen hiphop/dj-kultur-flirts vn jazzmusikern der zeit (sehr ok fand ich das album von courtney pine, dessen kurze blüte das ja leider auch war), mit der großen ausnahme von graham haynes‘ TRANSITION, aber das schielte auch überhaupt nicht auf den markt. umgekehrt hat das immer besser funktioniert (djs bedienen sich beim jazz), interessanterweise. das war auf jeden fall eine interessante erkenntnis der 90er – dass vielleicht die djs die wahren traditionalisten der schwarzen musik sind.

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ECM
– Tomasz Stanko „Litania – Music of Krysztof Komeda“
– Kenny Wheeler/Lee Konitz/Bill Frisell/Dave Holland „Angel Song“
– Marilyn Crispell „Nothing Ever Was, Anyway – Music of Annette Peacock“
– Hal Russell „The Hal Russell Story“
– Charles Lloyd „Canto“
– Keith Jarrett, „Tokyo ’96“
ECM-CDs waren mir in den allermeisten Fällen zu teuer.

ecm habe ich viel gehört, nachdem mich EXTENSIONS so geflasht hat und ich auch die ganzen jarrett-aufnahmen nachholte. so viel übriggeblieben ist allerdings bei mir da nicht, jedenfalls nicht die von dir genannten, auch TOKYO ’96 finde ich ja vergleichsweise schwach. dave hollands bands interessierten mich immer weniger, mit bley kam ich nicht klar, mit stanko auch nicht, stenson hatte ich erst später entdeckt (mit SERENITY, 2000), das comeback von gateway überzeugte mich nicht. das vermischt sich in der erinnerung bei mir aber auch mit den ecm-aufnahmen der 70er und 80er, die ich mir in den 90ern erschloss.

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Alte Meister:
– Abdullah Ibrahim „Yarona“
– Teddy Edwards „Mississippi Lad“, „Tango in Harlem“
– Eddie Harris „There Was a Time – Echo of Harlem“, „Funk Project – Listen Here“
– Shirley Horn „You Won’t Forget Me“, „I Remember Miles“
– Jackie McLean „Hat Trick – Jackie McLean Meets Junko Onishi“, „Nature Boy“
– Tommy Flanagan „Sunset and the Mockingbird“
– Art Farmer „Art in Wroclaw“, „Live at Stanford Jazzworkshop“
– Helen Merrill „Brownie – Homage to Clifford Brown“
– Joe Lovano „Trio Fascination (Edition One)“
– Bennie Wallace „Someone to Watch Over Me“
– Steve Swallow „Always Pack Your Uniform on Top“

war lovano damals schon ein alter meister? die anderen hatte ich damals noch nicht auf dem schirm, beim merrill-album musste ich erstmal recherchieren, wer „brownie“ gewesen sein soll… nur YOU WON’T FORGET ME erschloss mir ende der 90er den vokaljazz (mit den sachen von abbey lincoln, die mich natürlich wegen der m-base-nähe ihrer musiker interessierten, dann aber – nach einer gewöhnungszeit, muss ich zugeben – faszinierten mich horn und lincoln ganz individuell).

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Avantgarde
– Charles Gayle „Touchin‘ on Trane“
– Andrew Hill „Dusk“
– Enrico Rava/Ran Blake „Duo en noir“
– Jeanne Lee/Mal Waldron „After Hours“
– Vienna Art Orchestra „20th Anniversary“

gayle schlug ein, rava/blake fand ich auch toll, DUSK kam erst später (und ist immer noch kein lieblingsalbum. lee/waldron und die späte lee/blake kamen irgendwann in den nullern, ich höre sie aber vergleichweise wenig. jeanne lee geht sowieso nicht immer, bei mir jedenfalls.

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Ferner liefen
Die weiteren Alben aus den Neunzigern, die ich ziemlich sicher schon in den Neunzigern kannte:
(…)
Betty Carter – Feed the Fire
Joe Chambers – Mirrors
Jan Garbarek/Miroslav Vitous/Peter Erskine – Star
Cassandra Wilson – Blue Light ‘Til Dawn
Cassandra Wilson – New Moon Daughter

das wären – neben miles – die einzigen überschneidungen, was ich ziemlich krass finde. wahrscheinlich war ich damals aber auch noch zu stark im m-base-netzwerk eingespannt, wo diese leute, die du da nennst, eher keine rolle gespielt haben.

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