Antwort auf: Criteria Gold Coast Jazz – Jazz in Florida, ca. 1957

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The Modern Jazz Orchestra Featuring Kenny Drew | Die letzte Runde, drei Jahre später, im Mai 1960 aufgenommen. Kenny Drew weilte wie oben erwähnt damals öfter für eine Weile in Miami – bei der Session mitwirken durfte er „courtesy of Riverside Records“. Am Bass hören wir hier Billy Christ (er habe mit Tommy Flanagan, Kenny Burrell und Gene Krupa gespielt und fünf Jahre mit den Gaylords gesungen, verraten die Liner Notes von Pat O’Neil, die zum Glück einen neuen Ton anschlagen), am Schlagzeug wieder Bill Ladley, zu dem er hier ein paar Infos mehr gibt: zu den Bandleadern, für die er arbeitete, zählten Jackie & Roy, Al Porcino, Jimmy Dorsey, Don Elliott und Johnny Smith – und seine Vorbilder waren Art Blakey und Philly Jon Jones.

Ladley und der Dirigent Joe Galovan (oder Joe Gallivan) waren die Co-Leader der Band, Don Vincent ihr Arrangeur. Wobei Trompeter Gene Goe den als „Flamenco Sketches“ betitelten „All Blues“ arrangiert hat (die Stücke waren ja auf „Kind of Blue“ zunächst falsch angeschrieben). Neben „Blue Monk“ und „Night in Tunisia“ gibt es fünf Vincent-Originals.

Musikalisch bewegt sich das irgendwo zwischen Gerry Mulligan und etwas weniger avancierten weissen Swing/Tanzbands um die Zeit herum (ich denke z.B. an Elliot Lawrence). Drews Klavier bringt dem ganzen durchaus mehr Gewicht, der Unterschied zu Williams ist jedenfalls deutlich zu hören. Auch das ein beachtliches Album mit ziemlich feinen Arrangements und guten Soli auch von den Trompeten und Saxophonen (leider keinerlei Angaben dazu, wer jeweils zu hören ist). Galovan war der Mastermind hinter dieser Band – er spielte Bass und Schlagzeug, war damals 22 und hatte u.a. mit Latin-Bands, Society-Bands und auch Jazz-Bands gespielt, war aber mehr am Komponieren und Arrangieren interessiert. Mingus und Gil Evans waren Vorbilder und Don Vincent sein Partner in Crime (zu ihm steht weiter oben ein wenig was), der wiederum u.a. von Copeland und Stravinsky beeinflusst wurde (via seinen Lehrer Lapatnikoff). Tatsächlich hat er, wie ich erst lese, nachdem ich das oben tippte, mit Elliot Lawrence gearbeitet, aber auch mit Pepper Adams, Sonny Stitt und Noro Morales (jeweils am Sax oder am Klavier).

Zu den meisten Musikern gibt es in den Liner Notes ein paar Infos:

Trompete:
Duke Schuster (spielte damals mit Latin-Bands, aber davor u.a. auch mit Charlie Spivak)
John Georgini (oder John Giorginni – studierte damals an der Uni Miami, hatte mit Herbie Fields und Art Mooney gespielt)
Gene Goe (ebenfalls bei Art Mooney, zudem Tommy Tucker, Ralph Flannagan, Filmsoundtracks – und das konnte da noch niemand wissen, ca. 1966-70 bei Count Basie)
Bill Robbins (Woody Herman, Tommy Dorsey, Ina Rae Hutton)

Posaune: Lon Norman (zwei eigene LPs, Arbeit mit Herbie Fields, vielbeschäftigter Arrangeur in Miami)
Horn: Loren Reichert (University of Miami Orchestra)
Saxophon:
Gus Mas (nahm für Verve auf [echt?], gehörte zu rBand von Woody Herman)
Billy Miller (keine Infos, einziger Credit gemäss Discogsgemäss Discogs)
Berry Polger (hat mit Herb Pomeroy gespielt – mehr zu ihm oben, wo er „Berry Poger“ heisst)
Jerry Brockman (viele Credits, heisst es: von Mooney über Tucker und Jimmy Dorsey zu Pupi Campo)
Jimmy Casals (Mooney und Ray Eberle – einziger Credit gemäss Discogs)
Kirby Campbell (5 Jahre mit dem MGM Staff Orchestra, Aufnahmen mit Ray Bloch, Mitch Ayres)

Auch hier gibt es im Booklet eine Seite mit Fotos, dieses Mal kein Portrait sondern fünf kleinere Bilder ähnlich denen auf dem CD-Frontcover: je einmal Reichert, Lawrence, Christ und Ladley, zudem die Trompetensection, von denen aber nur jemand richtig zu erkennen ist.

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