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bullschuetzIch wollte von der McWhorter-Lektüre durchaus nicht grundsätzlich abraten! Mich beschlich halt nur das unangenehme Gefühl, dass da einer das Problem maximal groß aufbläst, weil seine Warnung dann maximal wichtig ist. Und vielleicht ein unangemessener Vergleich, aber das ging mir beim Lesen spontan durch den Kopf: Die Art, wie McWhorter zielsicher Ta-Nehishi Coates attackiert, erinnert mich an das New Gun In Town, das den etablierten Revolverhelden herausfordert, weil das der kürzeste Weg zum Ruhm ist. Aber auf den FfF-Hannover-Dreadlock-Bullshit passt McWhorters Analyse-Modell „Sekte“ natürlich schon formidabel. @herr-rossi Das stimmt, soziologische Studien, die das Ganze mal empirisch belastbar einordnen, täten not. Dann würden wir sehen, ob ich einem Scheinriesen auf den Leim gehe oder Du den Elefanten im Raum mit einer Maus verwechselst … Jedenfalls: Soweit ich sehe, führt der FfF-H-DL-BS auch innerhalb der FfF-Szene zu Diskussionen, und das finde ich ein sehr erfreuliches Zeichen.
Wie geschrieben, ich habe das McWhorter-Wokeness-Buch noch nicht gelesen. Aber es gibt in den USA einige „Wortführer“ der Wokeness, Coates ist einer der davon. Mit dem kann (und muss) man sich zwangsläufig auseinandersetzen, wenn man über Wokeness schreibt. Eine Rückführung auf vermeintliche oder tatsächliche Quellen (Derrida, Foucault etc) ist schon deswegen nicht so wahnsinnig ergiebig, weil die meisten Leute diese Quellen gar nicht gelesen haben und die sich auch nicht unbedingt in den zentralen „Glaubenssätzen“ widerspiegeln.
Was die tatsächliche „Schwere“ des Problems angeht, ist die Lage tatsächlich dünn. Das liegt auch an der Messbarkeit, wie will man eine allgemein vorhandene Einstellung messen, wie will man zB die Umbesetzung von College-Lehrstühlen erfassen, wenn die als Verwaltungsakte vermerkt sind? Da fällt dann eine strukturelle Umorganisation an, hier ein Rausschmiss eines Professors wegen unliebsamer Meinungen – das dürfte beides nicht getrennt erfasst worden sein. Was aber seid einiger Zeit abgefragt wird, ist die Angst, seine Meinung nicht frei äußern zu können – die Ergebnisse sind aber nicht nach unbedingt nach links und rechts getrennt.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.