Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Über die Klasse der Klassik › Ich höre gerade … klassische Musik! › Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!
Eine sehr interessante Veröffentlichung des Messiaen „Quatuor pour la fin du temps“ mit David Krakauer. Von ihm ist auch das erste Stück „Akoka“ mit Bezug zum Klarinettisten Henri Akoka (1912-1976), der mit Olivier Messiaen und Étienne Pasquier im Juni 1940 verhaftet wurde und zu den in das Kriegsgefangenenlager in der Nähe von Görlitz (heute in Zgorzelec) Verschleppten gehörte. Seine Geschichte war die Inspiration zu diesem Konzept. Die Klarinette hat hier den letzten Ton und leitet in das nachfolgende Quartett über. Danach schließt sich die Klangkomposition „Meanwhile…“ (vom Künstler ‚Socalled‘) mit Samples aus Radiosendungen, Zuggeräuschen und sephardischem Gesang (Bezug zu Akokas algerischer Herkunft) an.
Im Booklet gibt es auch Informationen zum Geiger Jean Le Boulaire und dem Cellisten Étienne Pasqier sowie zur Entstehung des Quartetts und die Beziehung zum Offizier Karl-Albert Brüll, der eine Schwäche für klassische Musik hatte und Messiaen mit Brotstücken, Papier und Bleistiften versorgte und beim Verstecken der Instrumente und Proben in einer Barracke half. Das Quartett wurde vor Kriegsgefangenen im Januar 1941 aufgeführt. Brüll besorgte falsche Papiere für die Musiker, um ihnen zur Flucht zu verhelfen. Akoka wurde wg. seines Aussehens zurückgewiesen. Ihm gelang die Flucht im April 1941 indem er auf einen fahrenden Zug sprang.
Ich hatte mich in der letzten Zeit mit dem Quartett beschäftigt (höre es am Mi. im Konzerthaus), ich hatte schon eine Aufnahme vom Festival „Spannungen“, aber mir noch diese Einspielung mit David Krakauer und seiner Klezmer-Färbung zugelegt. Vom Cellisten Matt Haimovitz hatte ich mir zuvor Konzept-CDs aus der Bibliothek geliehen.
--