Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Nachmittag in der Oper, leider vor halbleeren Rängen (die Zahlen gehen durch die Decke, als ich vor ein paar Tagen guckte dünkte mich es waren viel mehr Karten verkauft als heute Leute da) – ein sehr berührendes Projekt zu „L’Olimpiade“ von Pergolesi, von David Marton und Sonja Aufderklamm. Statt der für Herbst 2020 geplanten Oper, die dem zweiten (Veranstaltungs-)Lockdown zum Opfer fiel (am Abend vorher fand noch die Generalprobe statt), hat Regisseur Marton beschlossen, das Projekt völlig neu zu gestalten und die Musik (minus Rezitative und mit umgestellter Abfolge der Arien) mit einem Dokumentarfilm zu verbinden, in dem alte Menschen aus einem Altenheim zu Wort kommen – ein wichtiger Teil des Publikums halt und ein Teil der Bevölkerung, der unter den Massnahmen sehr zu leiden hatte. Ein paar von ihnen (zwei sind inzwischen gestorben und nicht alle mobil genug) waren denn auch da heute (gestern Abend war Premiere, hatte es fast erwartet, dass die eher heute auftauchen würden). Sehr berührend und teilweise sehr heftig (u.a. eine Frau, die erzählt, wie sie missbraucht worden sei, eine andere, die in Winterthur als Geigenlehrerin lebte, die von ihren fürchterlichen Erfahrungen aus der Jugend während der Shoah erzählte). Für die Musik war das stellenweise fast zuviel – also: die Musik spielte zweite Geige, obwohl mit Vivica Genaux und Anna Bonitatibus zwei hervorragende Sängerinnen dabei waren und mit Ottavio Dantone als Leiter von La Scintilla auch der Graben einen hervorragenden Beitrag leistete … bewegend. Alt werden ist definitiv nichts für Feiglinge.

Jetzt zur Nacht, nach dem grottigen dritten Zürcher Tatort (die ersten zwei fand ich recht gut):

Kürzlich nachgeholt und die letzen Tage schon ein paar Mal spät abends eingelegt. Kammermusik in unterschiedlichen Besetzungen: ein Agnus Dei für Violine/Klarinette/Cello/Klavier, die Sonata da Chiesa für Violine/Klavier, das Titelstück „Con Anima“ für Streichsextett (doppelte Bratschen/Celli), das Streichtrio, das dritte Streichquartett und „Die Tänzerin“ für Violine/Viola. Von den Mitwirkenden ist mir nur gerade Kim Kashkashian ein Begriff, die überall die Bratsche spielt, wo es eine (oder zwei) gibt. Den Namen nach haben fast alle Mitwirkenden Musikerinnen und Musiker armenische Wurzeln.

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